Samstag, 22. November 2014

Ein Vierteljahr ist rum, also gibt's nen Bericht

Waaaaahnsinn!! Ich kann es kaum glauben! Genau heute ist ein Vierteljahr herum, dass ich meinen Fuß in diese für mich neue Welt gesetzt habe.
Daher gehört es auch dazu, als weltwärts-Freiwillige in einem Quartalsbericht eine erste Zwischenbilanz zu ziehen. Eigentlich war die Aufgabe ja nur zwei Seiten über die Eingewöhnungsphase und erste Eindrücke zu schreiben, aber bei mir ist es halt wie immer etwas mehr geworden :D
Ich will euch den Bericht natürlich nicht vorenthalten, daher könnt ihr euch hier mein kleines Zwischenresumee vor allem über meine Arbeit und Gastfamilie selbst durchlesen ;)

Viel Spaß bei der Lektüre und demnächst erwartet euch dann wieder ein etwas längerer Blogartikel ;)!

Hier geht's zum Bericht ;)

PS: Ich hoffe, meine JBKler hatten heute ein wunderbares Konzert voller Kontraste! Zumindest ist  bei mir bis jetzt über den großen Teich nur Gutes angekommen ;)

Montag, 3. November 2014

Familienglück

Nach schon über zwei Monaten hier möchte ich euch etwas über meine Gastfamilie und meinen Alltag hier erzählen! Ist ja nicht so, dass ich die ganze Zeit auf Reisen bin :D Der deutlich überwiegende Teil meines Aufenthaltes hier ist ja mein tägliches Arbeits- und Familienleben hier im wunderschönen Cuenca :D
Ich wohne - wie ich euch schon mal erzählt habe - im historischen Zentrum Cuencas (hier findet ihr eine Karte mit meinem Haus ;) ). Wir wohnen hier mit meiner Gastmutter, Gasttante und meinem Gastcousin, der eher wie mein Gastbruder ist, da der fast den ganzen Tag bei uns herumspringt :D
Mein ecuadorianisches Zuhause
(mein Zimmer ist das Fenster über dem Friseur)

Ich hab ein eigenes Zimmer, was zwar keine richtige Wand hat, da das nachträglich anstatt des Wohnzimmers eingerichtet wurde. Meine Holzwand ist aber schon mit Skiurlaub-Bildern, einer Ecuador-Karte und Zitaten von mir aufgehübscht worden ;) In meinem Zimmer steht natürlich mein Bett, was sogar etwas größer als das daheim ist, ein Wäschekorb, der auch gleichzeitig als Nachttisch genutzt wird, ein Schreibtisch und ein Regal. Der Schreibtisch ist eigentlich die ganze Zeit von meinem Laptop und meinen Spanisch-Hausaufgaben belegt. An der Ordentlichkeitssituation hat sich also im Vergleich zu daheim nichts geändert :D Außerdem hat noch Marias Fotokalender einen festen Platz, der mich an unsere verrückte Zeit in Amsterdam, Hamburg und nach dem Abi erinnert, aber mir leider auch immer wieder zeigt, wie schnell die Zeit vergeht und wie schnell wieder umgeblättert wird. Mein Regal ist auch nicht gerade groß, aber - fragt mich nicht wie - ich habe alle meine Kleidungsstücke und anderen Kram u.a. meine Querflötennoten untergebracht. Meine Querflöte hat sich währenddessen auf meinem Koffer breitgemacht, der als praktischer Aufbewahrungsschrank z.B. für die mitgebrachten Medikamente mit einer Zimmerpflanze auch noch den Weg in mein Zimmer gefunden hat :D Das war denn schon alles...ein Studentenwohnheim wird also keine riesige Umstellung werden ;)
Unsere Wohnung hat dann noch eine große Küche - natürlich, wie sollte es anders sein - der Gemeinschaftsraum und Treffpunkt mit Wohnzimmer für alle. Neben meinem Zimmer ist das Zimmer meiner Gastmutter mit Fernseher. Hier ist es nämlich äußerst untypisch den Fernseher im Wohnzimmer zu haben. Meistens hat man einen seperaten Fernsehraum oder wie bei uns das Gerät in einem Zimmer untergebracht. Dann gibt es da noch Karins Zimmer mit Bad, was eigentlich nur hin und wieder am Wochenende von ihr oder jetzt schon zum zweiten Mal von Gästen bewohnt wird. Soraya und ich teilen uns das andere Bad. Apropos Bad...nach über einem Monat hat man mir dann doch mal gesagt, dass unser Bad kein normales bzw für hier ja schon ist, sprich: das Klopapier kommt in einen Eimer neben das Klo und wird nicht heruntergespült...der Wasserdruck ist zu niedrig.
Das ist unsere Wohnung im ersten Stock :)! Nebenan befindet sich Tanyas und Juans Wohnung, also die der Tante. Im Erdgeschoss befindet sich dann neben der Garage, die eigentlich nie genutzt wird, wir haben ja kein Auto, ein noch nicht fertig gestelltes Zimmer evtl. zum Vermieten oder für andere Familienmitglieder. Die "Dachterrasse" habt ihr ja schon im ALS-Icebucketchallenge-Video gesehen. Eigentlich ist das auch keine Dachterrasse sondern der Platz für die dritte geplante Wohnung. Die wird aber erst gebaut, wenn der Kredit der anderen beiden gedeckt ist, also vorraussichtlich nicht in diesem Jahr. Währenddessen ist das Maffis Spielplatz - das ist die Hündin von Tanya - und wir waschen und trocknen unsere Wäsche dort.
Das zum Thema Haus :D
Jetzt geht's zum sentimentaleren Teil über: meiner Gastfamilie :)
Ich muss echt sagen, dass ich ein Wahnsinnsglück mit meiner Familie habe! Ich fühle mich pudelwohl! Ihr braucht euch also keine Sorgen um mich machen ;)

Meine Gastmutter Soraya bekocht mich immer köstlich mit zur Zeit überwiegend typischen Gerichten, da sie gleichzeitig auch ihre Mutter und deren Bruder verpflegt und die absolute Reisesser sind. Aber an den Reis hab ich mich mittlerweile gewöhnt. Es bleibt einem ja kaum etwas anderes übrig, wenn man mittags in der Fundación und abends daheim Reis zu essen bekommt :D
Dieses Wochenende habe ich mir von Soraya das Stricken (wieder) beibringen lassen und mein Loopschal ist schon fast fertig :)
Juanito - also eigentlich Juan, aber hier wird alles mit -ito/-ita verniedlicht :D - ist mein kleiner etwas aufgedrehter neunjähriger Bruder. Zusammen gucken wir manchmal Filme an oder machen meistens Schmarrn zusammen :) Manchen ist er ja schon bekannt, nachdem er letzte Woche mein Handy gesperrt hatte, aber jetzt ist ja alles wieder in Ordnung :)
Taubenfütterung
Meine Gastschwester Karin besucht uns ja zur Zeit wieder eher weniger bzw verpassen wir uns auch oft. Karin war jetzt schon zweimal bei uns, als ich unterwegs in Baños oder Quito war :D Wenn sie aber dann da ist, haben wir auch immer viel Spaß zusammen. Ein besonderes Erlebnis war z.B. das Taubenfüttern auf dem Plaza de las Palomas (Platz der Tauben). Meine Mama bezeichnet Tauben immer als fliegende Ratten und Ratten kann sie erst recht nicht leiden...anscheinend färbt das ab...denn ich konnte mich kaum beherrschen, wenn eine Taube sich meiner Hand näherte, das sorgte für viel Spaß, während Karin ja fast anfing mit den Tauben zu kuscheln :D
Tanya, meine Gasttante ist auch ein echter Engel! Dieses Wochenende war Soraya fast die ganze Zeit bei meiner Gastoma und ich war so mit Skypen beschäftigt, dann hat sie mir einfach Mittagessen mitgekocht und rübergebracht :)

Meine Gastoma ist auch total lieb. Wenn ich sonntags daheim bin, komme ich immer mit die Oma besuchen :)
Dann gibt es noch die andere Tante Maribel, die in der Fundación als Psychologin arbeitet, also die Verbindung darstellt. Maribel hat letztens die ganze Familie mit Nogiches und mit Mango-Saft versorgt :D Nogiches sind ihre selbst kreierten Pralinen mit Nogal-Nussstücken, das ist eine typische Nuss der Gegend um Cuenca. Hat ein bisschen Ähnlichkeit mit einer Walnuss, nur ist sie ganz schwarz und muss mit Steinen geschlagen werden, da sie so hart ist.
Mit ihrem blinden Mann Fausto, auch sehr freundlich und an Deutschland interessiert, haben sie den 21-jährigen Sebastián, auch Juan-Se oder Sebas genannt.
Und damit geht's fließend zu Familienfeiern über :D Juan-Se hatte nämlich ziemlich am Anfang meines Aufenthalts hier seinen 21. Geburtstag. In Deutschland würden die meisten wahrscheinlich mehr oder weniger groß mit Freunden feiern. Hier in Ecuador wird die ganze Familie zum Fest eingeladen. Das sind also Großeltern, alle Tanten und Onkel inklusive Familie. Wir waren also locker so 20 Personen, die dann alle von Maribel zu Mittag bekocht wurden. Man unterhielt sich und irgendwann am Nachmittag gingen wir Jugendlichen dann hoch auf den Dachboden um Karten und Monopoly zu spielen. Zu Abend wurde dann Kaffee mit Sandwiches zusammen gegessen und richtig zu Ende war die Feier erst zwischen 10 und 12 Uhr nachts :).
Maribels Geburtstag ein paar Tage später wurde dann etwas kleiner gefeiert, da die Oma schon genug mit dem herumkutschieren an Juan-Ses Geburtstag belastet worden war. Also trafen wir uns nur im Haus der Oma mit den drei Schwestern und Familien zum gemütlichen Kaffeetrinken und Unterhalten.
Vor etwa vier Wochen war dann diese Gruppe bei einem anderen Familienteil eingeladen und Soraya wurde gebeten Rosero zum Trinken mitzubringen. Ich erklärte mich dazu bereit, ihr bei der Zubereitung zu helfen. Da wusste ich aber nicht auf was ich mich einließ :D Wir waren bestimmt eine Stunde auf dem Markt unterwegs um die sieben Früchte und den weißen Mais einzukaufen, letztendlich konnten wir eine der Früchte nicht finden, also musste darauf verzichtet werden und danach kochten wir sechs Stunden, den ganzen Abend, an dem Rosero...!! Das Ergebnis konnte sich sehen lassen, diese Art Früchtebowle war echt köstlich und wir hatten gleich 12 Liter davon! An Weihnachten dürfen wir aber auch wieder kochen und dann gleich an die 70 Liter :O.
Es wird hier also viel mit der Familie erlebt und auch bei einem Wiedersehenstreffen der ehemaligen Jugendgruppe von Soraya haben die alle ihre Familie, also zum Teil 21/24-jährige Söhne mitgenommen.
Als ich auch letztens mit Soraya gesprochen habe, hat sie mir zu dem Thema erzählt, dass man hier auch  zuerst seine Geschwister in schwierigen Lebenslagen konsultiert und erst anschließend die engen Freunde. Das ist ja in Deutschland ziemlich anders, zumindest wie ich das bis jetzt so miterlebt hab.
Das war jetzt erstmal einiges zu meiner Familie, damit ihr euch das etwas vorstellen könnt :)!
Besitos nach Deutschland :)!


Soraya, Karin und ich beim Schmarrnmachen