Samstag, 18. Juli 2015

(Schul)Jahresausklang

Mein Jahr hier in Ecuador geht langsam, aber sicher zu Ende! Ich kann es noch gar nicht glauben! Heute ist der 18. Juli - ich hab also genau noch 31 Tage hier in Ecuador. Unglaublich!! Am Anfang des Jahres oder noch in der Vorbereitung davor erschien mir das alles so ewig und das wieder Heimkommen so weit weg...aber wie sagt man so: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei :D!
Unsere Kids in der Fundación haben ihr Schuljahr größtenteils auch schon abgeschlossen, denn es müssen nur noch die Schüler mit Nachprüfung zum Unterricht erscheinen. Daher wird auch in der Fundación das Jahr abgeschlossen. Es stehen Ausflüge und Zeltlager an, aber auch Inventarlisten und der ganze bürokratische Kram :D
Eigentlich waren die ganzen schönen Ausflüge mit den Kindern noch für dieses Wochenende und Anfang nächster Woche angesetzt, aber typisch Ecuador wurde das natürlich nochmal nach hinten verlegt. Leider wurde mir dadurch die Chance da mit dabeizusein genommen, denn am 22. Juli werde ich mit Kathrin die Fundación verlassen. Für Kathrin steht dann Familienbesuch an und für mich kommt schon heute Abend Angela zu Besuch! Ich freue mich riesig!! So kann ich auch die Traurigkeit über den nahenden Abschied noch etwas verdrängen :D
Mit Angela werde ich die nächsten vier Wochen noch ein letztes Mal Ecuador unter die Lupe nehmen - inklusive Galápagos :D! Ihr werdet also wahrscheinlich eher nicht so viel in der Zeit von mir hören... Dafür steh ich ja dann ab dem 19. August wieder live, in Farbe und 3D vor euch!
In Deutschland geht es dann auch irgendwie weiter: mein Studienplatz ist gesichert, ich bin gerade auf Wohnheimsuche in Regensburg und hab auch schon einige Anhaltspunkte und mit der JBK stehen auch schon die ein oder anderen Termine an :D !

Ich freu mich also noch auf den letzten Monat meines weltwärts-Dienstes mit dem Besuch von Angela und darauf euch bald wieder zu sehen und umarmen zu können!!
VLG aus dem fernen Ecuador :)

Mittwoch, 3. Juni 2015

Nach 9 Monaten richtig angekommen - verrückt!!

Es ist echt verrückt: mehr als neun Monate bin ich jetzt hier und gerade jetzt, wo der Abschied immer realer wird, fühle ich mich richtig angekommen, am rechten Fleck oder wie auch immer man es nennen mag.
Aber lest selbst in meinem 3. Quartalsbericht!

Montag, 1. Juni 2015

Yasuní - die beste Belohnung nach dem C2-Examen!

Nachdem man auf dem Día weltwärts (weltärts-Tag) im Oktober in Quito durch einen Vortrag über den besonderen Nationalpark Yasuní im Regenwald eine Gruppe Freiwillige für eine Reise dorthin begeistert hatte, stand dann in der letzten Maiwoche auch die vorher so fern erschienene Reise an :) Diese Reise war gleichzeitig auch die Belohnung nach der lernintensiven Vorbereitungsphase auf unser Examen.
Während und nach dem Examen :)
Unser C2-Examen legten wir endlich am 23. Mai in Quito ab. Die Sprachschule, bei der wir das Examen ablegten, lag gleich neben dem Casa Humboldt, einem Haus für deutsche Kulturveranstaltungen. Wenn das mal nicht ein Zeichen ist :D! Zumindest fühlten wir uns sofort wohl! Der erste Teil bestehend aus Multiple-Choice-Aufgaben verlief sogar besser als erwartet, im zweiten Teil stand Textproduktion mit auditiven und visualen Quellen an - der lief so wie immer - und der letzte, mündliche Teil war der schwierigste Part für mich, da mich mündliche Prüfungen immer so krass nervös machen. Zwischen den unterschiedlichen Prüfungen hatten wir immer eine kleine Pause: in der ersten, kurzen Pause gab es einen Snack im Humboldt-Haus und die zweite, einstündige Pause nutzten wir zum Mittagessen. Nach überstandenem Examen und überstandenem Tag war ich aber erstmal super froh, endlich keinen Lernstress mehr zu haben oder dieses doofe Gefühl "Laura, nicht im Internet surfen, du SOLLTEST jetzt eigentlich lernen!" :D! Ich fühlte mich so befreit und glücklich...egal ob die Ergebnisse in 2 oder 3 Monaten "Bestanden" oder eben nicht lauten werden!
Den Sonntag verbrachten wir dann noch in Quito und trafen uns mit Kathrins ehemaliger Klassenkameradin Katja, die aktuell in Chile ihren weltwärts-Freiwilligendienst absolviert. Und stellt euch mal vor, was herauskam, als wir mit ihr in einem Café über ihr Projekt redeten? Katja wurde von "Cristo Vive" nach Chile entsendet - genau bei der Organistation hatte ich auch einen weltwärts-Platz angeboten bekommen! Wir wären also beinahe Kolleginnen geworden, wenn ich nicht zu bezev gewechselt wäre...wie klein die Welt doch irgendwie ist :D
Sonntag abends machten wir uns also dann mit dem Bus auf nach Coca - oder auch Puerto Francisco de Orellana - und kamen dort unerwartet früh um 3 Uhr morgens am Terminal an, da wir von einer falschen Reisezeit ausgegangen waren :D Also legten wir uns am Terminal noch 2 1/2 Stunden auf eine Bank schlafen, bis uns um halb 6 Uhr ein Sicherheitsmann aufweckte. Dieser weckte alle schlafenden Reisenden auf...möglicherweise, damit das Terminal nicht als Penner-Zufluchtsstätte aussieht :D!
Von Coca (Francisco de Orellana) ca. 300km nach Yasuní
Kaum dass wir also geweckt wurden, trafen wir auch schon zufällig auf Hanna und Lilo. Die beiden Mädels hatten wir schon auf dem Zwischenseminar in El Limonal kennengelernt und bemerkt, dass wir uns auf der Yasuní-Fahrt wiedersehen würden. Zusammen frühstückten wir im Terminal erstmal, bevor wir uns von einem Taxi zur Promenade bringen ließen. Coca hat eine Promenade, da der Fluss Napo direkt an der Stadt vorbeifließt und auch die Hauptverkehrsstraße darstellt für alle, die weiter in den Dschungel hineinwollen - wie wir!
Boot, Museum und Riesen-Cuy mit Hanna, Kathrin und Lilo
Dort trafen wir dann auf unseren Führer, Fredericke, die den Yasuní-Vortrag auf dem Día weltwärts gehalten hatte, und die anderen Freiwilligen, die alle von Experiment e.V. waren. Wir beluden ein mittelgroßes Boot mit unserem Gepäck und einigen Vorräten und dann ging es los...etwa 300 km den ganzen ecuadorianischen Napo herunter! Pause legten wir nur ein, um ein von einer Comunidad geführtes Museum über die Unterwasserwelt des Napos zu besichtigen und um zu Mittag zu essen. Wo wir zu Mittag aßen, war ein ganz besonderes Fleckchen :D Auf einmal zwischen der ganzen grünen Dschungel-Vegetation tauchte das Restaurant auf mit einer Tienda (Tante-Emma-Laden) nebendran! Außerdem machten wir während des Essens Bekannschaft mit einem Riesen-Meerschwein!
Ankunft in Sacha Nambi mit Zeltbeziehen
Um 17 Uhr nach etwa 8 Stunden Bootsfahrt kamen wir dann im Tourismus-Projekt "Sacha Ñambi" an. Das Projekt wird von einer Comunidad geleitet und bietet Unterkunft, Verpflegung und in Kooperation mit anderen Comunidades Touren an. Wir Rucksack-Tourismus gewöhnten Freiwilligen waren richtig überrascht von soviel Luxus dort! Jeder hatte sein eigenes Zelt im Gästehaus, nix mit ökologischem Klo - es gab schöne Toiletten und Duschen und der Speisesaal sah mit dem Baldachin als Mückenschutz richtig märchenhaft aus! Bevor wir allerdings zu Abend aßen, ging es erst noch auf Nacht-Entdeckungstour in den Wald - Tarantula & Co. hießen uns Willkommen!Am nächsten Tag ging es dann direkt in den Nationalpark Yasuní! Dafür mussten wir nochmal eine halbe Stunde flussabwärts an Nueva Rocafuerte, der letzten ecuadorianischen Stadt vor der peruanischen Grenze vorbei und bogen dann in den Fluss Yasuní ein. Dieser hatte ein Kaffee-farbiges Wasser, ein Nebenarm, dem wir lange Zeit folgten führte dagegen fast schwarzes Wasser - dort wurde von "tinto", also wie purem Kaffee gesprochen. Bei diesem Ausflug konnten wir neben den unterschiedlichsten Pflanzen eine Art Urzeitvögel, Tukane, aus der Ferne Affen und sogar Süßwasser-Delfine beobachten - wunderbar! Auf dem Rückweg schauten wir dann noch einen riesiegen Urwaldbaum an und betraten auch schon mal probeweise Peru :D
Abends in der Comunidad wurde uns dann gezeigt, wie man das typische Gericht Maitu zubereitet: ein Fisch in Blatt eingewickelt und gedünstet, welcher nachher mit Yuca (ähnlich wie Kartoffel) serviert wird. Wo wir dann auch schon mal bei der Yuca waren, bereiteten wir auch gleich die Chicha de Yuca zu. Das ist ein alkoholisches Getränk, bei dem die gekochte Yuca zerstampft und anschließend gekaut und wieder in den Topf wird. Dadurch wird sie ganz fein gekaut und man erreicht die Basis für die alkoholische Gärung. Für uns Deutsche und übrigens auch die Ecuadorianer außerhalb des Dschungels erstmal gewöhnungsbedürftig, aber am nächsten Tag sollten wir das Resultat probieren und bewerten dürfen :D
 Am nächsten Tag ging es wieder früh raus, aber diesmal zur Affeninsel. Diese Insel gehört einer anderen Comunidad, welche dort mal eine Affenfamilie ausgesetzt hat und, da Affen nicht schwimmen können, haben die nun die Insel bevölkert und man kann sie relativ leicht beobachten. Wir konnten ihnen beim Relaxen in den Baumkronen nach dem Frühstück zusehen und schossen fleißig Bilder. Durch die Schwüle und Mücken, wollten wir aber nicht zu lange auf der Insel bleiben :P Wir setzten also nach einer Stunde zum Dorf der Comunidad über, wo wir den Leuten etwas beim Alltag zusehen konnten und dafür ebenso interessiert beobachtet wurden :D Zum Mittagessen kehrten wir wieder die zwei Stunden mit dem Boot zurück - Entfernung in Ecuador wird irgendwie anders definiert! Zum Mittag gab es dann auch unsere Chicha verfeinert mit Maní - naja, ich glaube, dass unsere deutsche Spucke sich bei der Zubereitung nicht so gut gemacht hat :D Nachmittags stand dann ein Besuch bei der Comunidad gegenüber an mit einer Einführung in die Überlebensstrategien im Dschungel. Ich würde es mir aber nach wie vor nicht zutrauen, dort mutterseelenallein ums Überleben zu kämpfen ;D Zum Abschluss gab es Kunsthandwerk zu kaufen und es bot sich uns ein wunderschöner Regenbogen *-* Während des Abendessens durften wir ein paar Geschichten aus der Dschungel-Mythik lauschen. Echt sehr interessant, was die Menschen hier für Erklärungsansätze z. B. für Naturschauspiele haben und wie sich das dann mit dem weit verbreiteten Christentum mischt!
Am letzten richtigen Tag unserer Reise wollten wir nochmal zwei Comunidades besuchen. Die erste Comunidad lag wieder etwas mehr als zwei Stunden von uns am Tiputini-Fluss. Dort wurden wir mit einem traditionellen Tanz und Chicha begrüßt. Diese Chicha - ohne deutsche Spucke - schmeckte gleich viel besser ;) Anschließend gab es Patacones (frittierte Bananen) mit Guayusa, ein Tee aus den Blättern eines Amazonas-Baums - farblich vergleichbar mit Kaffee, geschmacklich wie Tee und leichte Droge. Bei den homöopathischen Mengen, die wir konsumierten, merkte man allerdings nichts. Der Zweck des Tees war der Schutz vor der Boa, der mächtigesten Schlange und Gott im Dschungel. Dann machten wir uns auf den Weg, die Plantagen der Comunidad zu erkunden und wir bekamen echt ein richtig schlechtes Gewissen, so viele Pflanzen abzuernten - die waren aber echt lecker!! Nachdem wir eine Kakao-Schote mitgenommen und dort zu Mittag gegessen hatten, ging es gestärkt zur letzten Gemeinde, welche eine Tonmine hat und daher Kunsthandwerk in dem Bereich betreibt. Wir stapften zu der Stelle, wo der Ton aus einem Bachbett herausgeholt wird, und ließen uns in die Handwerkskunst unterweisen. Auf dem Rückweg, schon in der Dämmerung, hielten wir auch noch bei der Comunidad Alta Florencia, welche unsere Urwald-Lodge betreibt. Zur Feier des letzten Abends gab es noch eine Kichwa-Stunde, damit wir wenigstens einen klitzekleinen Einblick in die örtliche Sprache bekamen. Anschließend verarbeiteten wir unseren mitgebrachten Kakao - ich hab jetzt selbsthergestellte Schokolade...von der Bohne bis zur Tafel...oder so ähnlich :D!
Dann war unsere Dschungel-Reise auch schon wieder zu Ende, denn am nächsten und letzten Tag fuhren wir den ganzen Tag den Napo wieder aufwärts nach Coca und dort trennten sich die Wege unserer Reisegruppe. Es war echt eine wunderbare Reise und ich konnte nochmal einen ganz anderen Teil Ecuadors kennenlernen :)!!


Mittwoch, 20. Mai 2015

Mein ecuadorianischer Geburtstag

Die Ecuadorianer haben ja eine ganz nette Art ihre Geburtstagskinder aufzuwecken :D! Das Geburtstagsständchen ist natürlich Pflicht, aber das wurde bei mir mit Topf-Percussion untermalt...dafür kam ich also gleich ruck-zuck aus dem Bett :D
Morgens hatte ich zum Glück frei und konnte meinen Geburtstag etwas genießen und ruhig angehen, denn mit 19 Jahren gehört man ja jetzt zu den Alten :D!!

Natürlich gab es zu meinem Geburtstag eine echte Leckerei zum Mittagessen: unsere berühmte Pizza aus der Pfanne - in Ermangelung eines Ofens :D Besonders hat mich außerdem ein Geschenk aus Deutschland gefreut - Danke, Nessi <3
Dann ging's ab in die Fundación zum Arbeiten, aber bei so einem lieben Team gab es nach getaner Arbeit einen Kaffee mit leckeren Sandwiches *-* Im Kreis meiner Arbeitskollegen meinen Geburtstag zu feiern, war echt schön, da ich meine Kollegen echt gern hab :)! Als keines Geschenk bekam ich dann Schokoladen :D Das hat mich gleich doppelt gefreut, da meine extra aus Deutschland mitgebrachten Schokoladen wahrscheinlich unsere Haushälterin mitgehen lassen hat :P
Abends kam dann noch Maribel mit zu mir nach Hause, wo wir einen weiteren Kaffee miteinander tranken und dazu gab es eine SACHER-TORTE *-*!!
Als Erinnerung an Ecuador schenkte mir Soraya wunderschöne, silberne Kolibri-Ohrringe, die einer von den Lazos anfertigt! Ich hatte also mal einen ganz anderen - eben ecuadorianischen - 19. Geburtstag im Kreise der Familie und mit vielen Leckereien :) Schade, dass nicht jeder Tag Geburtstag ist :D!!



Nationalpark El Cajas - ein wundervolles Nichts

Jetzt war ich schon drei Mal in Cajas und hab hier irgendwie immer noch kein Wort darüber fallen lassen - welch eine Schande :D!
Der Nationalpark El Cajas befindet sich circa ein Stunde von Cuenca Richtung Guayaquil und ist Páramo, also Ödland. Es gibt dort unzählige Lagunen und unterirdische Wasserkörper. Ein Großteil unseres tollen cuencanischen Wassers kommt von dort, denn in Cuenca kann man sehr wohl aus dem Hahn trinken ;)
El Cajas mit den Jugendlichen - Laguna Llaviuco
Das erste Mal war ich mit meiner Familie dort, das nächste Mal mit den Jugendlichen der Fundación im Rahmen eines Samstagsausflugs Ende April und das bisher letzte Mal mit Kathrin und Pedro am Tag vor meinem Geburtstag. Das war eine sehr interessante Tour, da wir mit dem Club Sangay unterwegs waren. Das ist eine Wandergruppe ähnlich wie der DAV (Deutscher Alpen-Verein). Während wir mit den Jugendlichen bei Regen nur etwa eine Stunde um eine Lagune fast herumgesprintet sind -  aufgrund des Wetters ;) -, war ich mit meinen Eltern drei und mit dem Club Sangay fünf Stunden unterwegs. Mit meinen Eltern nahmen wir einen beschriebenen Wanderweg und mit dem Club waren wir abseits der Wege unterwegs. Das war sehr interessant, darf man aber im Normalfall nicht machen.
Cajas ist nämlich ein sehr gefährliches Gebiet. Da es zwischen 3500m und 4500m hoch gelegen und sehr kühl und feucht ist, kann schnell Nebel aufziehen und bei so einer kargen Landschaft verliert man schnell die Orientation und die Höhe tut ihr übriges dazu, sodass dort schon viele Menschen sich verlaufen haben und erfroren sind. Das war's aber erstmal mit Horrorgeschichten :P! Dafür ist es da nämlich viel zu schön :D Ich kann euch nicht sagen, was genau mich so fasziniert, da es dort ja eigentlich nicht viel gibt, aber vielleicht ist es einfach dieses Nichts, diese Leere :D
Unterwegs mit Kathrin, Pedro und dem Club Sangay
Um nicht unvorbereitet loszulaufen, haben wir mit meinen Eltern damals das Informationszentrum besucht und auch gleich einen Canelazo (alkoholischer Fruchtsud) getrunken und Schokolade gekauft. Das soll alles gegen die Höhe helfen ;) Mit Kathrin und Pedro haben wir das gleich nochmal wiederholt :D Außerdem muss man sich natürlich warm anziehen, dafür wird man, wenn man Glück hat, mit einer Begegnung mit einem Lama beglückt ;)

Das erste Mal in Cajas mit meiner Familie
 Mit meiner Familie waren wir nach der Wanderung auch noch lecker Fisch essen, da es dort viele Forellen gibt. Durch das Schlemmen haben wir uns dann auch etwas verspätet und da es in Cajas schon gegen 17 Uhr dämmert und dann auch kaum noch Busse fahren - weitere Gefahr!! - sind wir zurück nach Cuenca auf der Ladefläche eines Pickups gefahren. Während Mama und Papa leicht erschrocken gewirkt haben, haben Leon und ich uns wirklich amüsiert :D
Es waren drei wunderbare Ausflüge und ich hoffe, dass ich es nochmal dorthin schaffe :)!!

Montag, 4. Mai 2015

Montañita - 365 Tage im Jahr Festivalfeeling

Nach unserer Cotopaxi-Tour ging es noch am gleichen Abend weiter an den Strand mit Ziel Montañita. Das ergab sich so, dass wir eigentlich geplant hatten, die ganze Woche am Strand zu verbringen, allerdings nicht zum Chillen, sondern um ein Lerncamp für unser bevorstehendes Spanisch-Examen am 23. Mai abzuhalten. Um auch möglichst wenig abgelenkt zu sein, zog es uns in die Region Esmeraldas nach Atacames. Nun kam es aber so, dass mich Soraya noch am Morgen, bevor wir zum Cotopaxi aufbrachen, auf dem Handy anrief und mir von einer Epidemie in Esmeraldas berichtete und uns dringend abriet, dorthin zu reisen. Wir wollten natürlich wissen, was es mit der Epidemie auf sich hat und trafen im Internet auf das Chikunguny-Fieber - eine Krankheit, die dem Dengue-Fieber ähnelt. Da wollten wir uns natürlich nicht unnötig in Gefahr bringen, also mussten wir unsere Pläne spontan umändern. Aber das ist ja in Ecuador kein Problem - Hotelreservierungen kennt man hier ja kaum ;)!
Da ich ebenfalls noch nicht in Montañita gewesen war, aber das Hippie-Dorf auf meiner (imaginären) Liste steht, war schnell eine Alternative gefunden. Also saßen Kathrin und ich am Dienstag Abend direkt nach der Cotopaxi-Besteigung schon wieder im Bus Richtung Guayaquil, wo wir umsteigen mussten. Am nächsten Morgen kamen wir dann schon um kurz vor 9 Uhr in Montañita an. Gleich am Eck, wo uns der Bus rausließ, gab es einen Bäcker und unser Frühstück war gesichert. Mit einem Schoko-Donut und Kaffee gestärkt, machten wir uns auf die Suche nach einem Hostal. Das Hostal kam aber viel mehr zu uns, als das wir es suchen mussten :D Wir wurden nämlich sofort von einem - wie sich später herrausstellte - Venezuelaner angesprochen, ob wir ein Hostal suchen würden. Der führte uns dann zu Ricky's Hostal, wo es neben einem Zimmer mit privatem Bad auch noch eine Gemeinschaftsküche gab. Trotzdem wollten wir erstmal nur unser Gepäck dort lassen und noch Preise vergleichen - wir waren nämlich auf Spartrip ;). Dann bot uns aber der Hostalverwalter gleich anstatt 10$ pro Nacht, das Zimmer für nur 7,50$ an. Bei dem Preis waren wir dabei :)
Wir erkundeten etwas das kleine Hippie-Dorf. Wirklich beeindruckend, was ein Surf-Hotspot alles für Leute anzieht! Überall sieht man Ausländer, wobei es neben ein paar Amerikanern eher andere Lateinamerikaner wie Venezuelaner oder Kolumbianer sind. Die nächsten Tage waren von einem täglichen Strandbesuch, Kochen in einer abenteuerlichen Küche und gaaaaaanz viel Lernen geprägt. Dafür dass Montañita auch der Ballermann Ecuadors genannt wird, hat sich das Dorf uns sehr ruhig und freundlich gezeigt. 
Das sollte sich aber bald ändern, denn mit dem 1. Mai-Feiertag kamen die Leute und auch die Hostal-Preise stiegen auf einmal von 7,50$ auf - durch unser Verhandlungsgeschick NUR - 12,50$ die Nacht. Letztendlich änderte das an unserer Routine aber auch nicht viel - die meiste Zeit des Tages saßen wir an unserem Tischen auf dem Terrassen-Flur vor dem Zimmer und paukten.
Am Freitag und Samstag Abend wollten wir dann das Nachtleben etwas kennenlernen und gingen dazu erst essen - am Freitag musste es Lasagne sein, denn Kathrin hatte nach einem Film so einen Heißhunger, der sie nicht mehr losließ :D Genießen konnte ich dieses kleine Stück heimatliches italienische Essen natürlich trotzdem, vor allem war das echt ein süßes italienisches Restaurant - man durfte sogar mit Kreide auf den Tischen zeichnen ;) So etwas gibt es auch nur in Montañita! Zum Nachtisch gönnten wir uns einen Nutella-Crêpe - nach 8 Monaten endlich mal wieder NUTELLA *-*!! Welch ein Genuss!
Das Nachtleben in Montañita war allerdings nicht so besonders überragend. Das Festivalfeeling in den Straßen war wesentlich schöner als jede Disco. So genossen wir am zweiten Ausgeh-Abend einen Cocktail auf der Straße und wurden eher von der Lust auf weiter Nutella-Crêpes aus dem Hostal getrieben als aufgrund des Fuatgehens.
Insgesamt verbrachten wir superschöne und trotz des Lernens entspannte 5 Tage in Montañita. Und falls jetzt noch jemand meint, das mit dem Lernen wäre nur vorgeschoben: ich hab in der Zeit ein ganzes Spanisch-Lehrbuch durchgearbeitet. In den ganzen 8 Monaten zuvor sind wir nur bis Kapitel 3 gekommen und ich hab dann die 10 voll gemacht ;) Und falls das Examen nichts wird, hatten wir immer noch eine schöne Zeit in Montañita :)


Dienstag, 28. April 2015

On Top of the World - oder so ähnlich :)

Schon passend zu unserem "Imagine Dragons"-Konzert im Oktober - ja, ganz Laura-like hab ich schon wieder Pläne :P - haben wir uns genau vor einer Woche zu einem sportlichen Hochleistungsevent hinreißen lassen. Ziemlich genau ein Jahr nach meinem erfolgreich absolvierten Halbmarathon muss ja was neues her :D!
Dazu haben Kathrin und ich uns in der Nacht des 25. Aprils auf nach Latacunga gemacht. Latacunga liegt etwa 80 km südlich von Quito an der Panamericana am Fuß des Nationalparks Cotopaxi. Der Cotopaxi ist so DER BERG Ecuadors, obwohl er nur der zweithöchste Gipfel des Landes mit einer Höhe von 5.897 m ist. Der Chimborazo überragt den Cotopaxi mit seinen 6.310 Höhenmetern, dafür ist der Cotopaxi einer der höchsten Vulkane weltweit und durch seine konische Form mit Eiskappe sieht er auch richtig wie ein typischer Vulkan aus - fehlt nur noch der lavaspeiende Ausbruch, aber da will ich dann lieber nicht in der Nähe sein ;).

Der wunderschöne Cotopaxi
Unser Projekt war nicht nur der Besuch des Nationalparks - nein, eine Bergbesteigung sollte es sein! Bei einem Gipfelsturm in diesen Höhen muss aber natürlich für eine gute Akklimatisation gesorgt werden. Da kam es uns gerade recht, dass wir in Cuenca schon auf einer guten Höhe von etwa 2.500 m unseren Alltag bestreiten und Ausflüge in den nahen Nationalpark "El Cajas" auf rund 4.000 Höhenmeter, konnte meiner Puste nichts anhaben. Daher entschieden wir uns dazu, am Ankunftstag gleich weiter nach Quilotoa zu fahren und dort zu der Kraterlagune des erloschenen Vulkans hinab- und anschließend natürlich wieder heraufzusteigen.
Dort angekommen hat es uns zuerst fast weggeweht! Brrr, war das kalt. Aber es gibt ja kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung! Also machten wir uns an den echt einfachen Abstieg - die einzige Schwierigkeit bestand darin, im Sand nicht wegzurutschen und das mit Wanderschuhen :D! Kaum begab man sich auch in den Krater, wurde es sofort wesentlich windstiller und durch die körperliche Betätigung wurde es einem auch sofort wärmer. Ich hab keine Ahnung wie lange wir nach unten gebraucht haben, lange kann es aber nicht gewesen sein - man rechnet mit so circa 45 Minuten für den Abstieg - abgelenkt wurden wir nämlich von zwei Schweizerinnen auf Lateinamerika-Rundreise. Das war echt interessant, was die so zu erzählen hatten und vor allem von den Peru-Erlebnissen konnten wir uns ja schon mal für unsere geplante Reise inspirieren lassen.
Unten am Kratersee verweilten wir etwas, der ist viel zu schön, als dass man gleich wieder hochrennen könnte! Wir schauten den Touristen beim Kajakfahren auf dem ruhigen Wasser zu, machten uns über die Selfiesticks aller anderen lustig und ließen uns auch zum Fotoschießen hinreißen. Nach einer guten Pause mussten wir uns aber dann leider wieder von den Schweizer Mädels trennen, denn die hatten dort unten ihre Reisefreunde wiedergefunden und wollten in Quilotoa übernachten, während wir uns schon langsam wieder Richtung Latacunga losmachten.
Davor musste aber erst der Aufstieg bewältigt werden. Wer sich beim absteigen noch gewundert hatte, wie manche so eine Wanderung mit Absatzschuhen antreten, fand schon bald die Lösung: Während beim Abstieg der Absatz als mögliche Bremse noch sinnvoll erscheint, werden alle Aufstiegunwilligen oder -unfähigen einfach auf Esel verfrachtet, die die Touristen für 10 $ wieder zur Ausgangsposition befördern. Wer allerdings eine Cotopaxi-Besteigung vor sich hat und für denKurzurlaub unter anderem aufgrund der teuren Cotopaxi-Tour nicht übermäßig viel Geld ausgeben möchte, der nimmt die Beine in die Hand und marschiert los! Und so schlimm war es auch gar nicht ;) Das Herz kommt etwas auf Trab und über Kälte braucht man sich auf keinen Fall mehr beschweren, aber nach einer guten Dreiviertelstunde - und das ist echt schnell, so lange brauchen normalerweise die erfahrenen Bergführer - standen wir wieder oben und guckten auf den See herab.
Das eigentliche Abenteuer stand aber noch bevor: die Rückfahrt. Busfahrpläne kennt man in Ecuador ja eigentlich eh nur am Terminal und wenn man dazu als Einheimischer noch keine Ahnung hat, wird meistens einfach irgendetwas behauptet à la "Heute kommt kein Bus mehr!". Dass das aus dem Mund eines Camioneta(= Pickup)-Fahrers kam, war natürlich kein Zufall. Die Rechnung ging für ihn auf und er hatte vier Ausländerinnen im Auto sitzen, denen man ruhigen gewissens einen teueren "Gringo"-Preis abverlangen kann. So kam es, dass wir - diesmal begleitet von Däninnen - 1,25$ pro Person für die halbstündige Fahrt berappen sollten, die Einheimischen auf der Ladefläche dagegen nur die Hälfte bezahlten. Und das Ganze wurde verhandelt, als uns ein Bus entgegenkam, der aber laut Aussage des Camioneta-Fahrers "heute ja nicht mehr zurückfährt"! Tja, das ist Ecuador :D
Im nächsten Dorf warteten wir dann also auf einen Bus, der die zwei Stunden bis nach Latacunga fahren sollte. Der kam auch gleich und entsprach so ganz dem Klischee der lateinamerikanischen Busse: alt, gerade noch fahrtüchtig, dunkel und mit den Heiligenbildern einer ganzen katholischen Buchhandlung ausgestattet. Ganz nach dem Motto, wenn der Bus schon bald auseinander fällt, dann hilf wenigstens Gott, Jesus und die Jungfrau Maria vereint, das Ding zusammenzuhalten ;) Aber wir haben die Fahrt überstanden und das war auch nicht das erste Mal in so einem Bus :D

Zelten am Fuß des Cotopaxi mit Lagerfeuer-Vorbereitungen
In Latcunga machten wir dann unsere Tour fest für 180 $ und gingen früh ins Bett, um für den nächsten Tag voll ausgeschlafen und fit zu sein. Wir frühstückten gemütlich und gut - die vom Hostal wussten echt, was Backpacker brauchen! - um um 10 Uhr das Gletscherequipment anzuprobieren. Voll ausgestattet und ausgecheckt vertrödelten wir trotzdem im Hostal die Zeit bis zum Mittagessen und unserem Versorgungseinkauf, denn Wasser und Energiesnacks wie Schokolade und Obst sind die einzigen exklusiven Dinge bei der Tour. Um 14 Uhr lernten wir dann unseren Guide kennen, der sogar fließend Deutsch sprach! Nachdem das Auto beladen war - wobei Auto echt untertrieben ist, einem Laster kam das Ding schon näher :D - tuckerten wir los zum Nationalpark. Und das übertraf den Quilotoa-Bus nochmal um Längen. Beim Beschleunigen machte das Riesenauto jedesmals äußerst komische und beunruhigende Geräusche, das war ja noch ganz in Ordnung, wenn das normal gewesen wäre. Als unser Guide aber dann beim Chef anrief, um sich zu vergewissern, dass das Autoding immer so klingt oder eher stöhnt, hat mich das dann schon minimal beunruhigt :D Aber es ist zum Glück nichts passiert ;)
Gegen 16 Uhr kamen wir dann am Zeltplatz an und schlugen unser Lager auf. Während unser Guide nochmal zurück zum Parkeingang fuhr, sammelten Kathrin und ich Holz für ein kleines Lagerfeuer. Während es in den letzten Sonnenstrahlen noch total warm war, waren wir nur eine halbe Stunde später überglücklich unser Feuerchen zu haben :D Nach einer guten Portion Reis wurden die Steigeisen für den Gletscher eingestellt und dann ging es ab ins Zelt - ein paar Stunden so tun, als ob man schlafen würde :) Um 22:30 Uhr klingelte  nämlich schon wieder der Wecker: Zelt abbauen, Bergsteig-Ausrüstung anlegen, eine Kleinigkeit frühstücken und mit dem Auto-Etwas zum höchsten Parkplatz fahren.
Das Refugio
Ziemlich genau um Mitternacht begann dann das richtige Abenteuer. In mein Fleece, darüber die Softshell-Jacke und getoppt von der Regenjacke eingekuschelt verharrten wir zuerst noch im Auto, was vom starken Wind schon auf dem Parkplatz richtig umhergeschaukelt wurde. Gegen halb eins Uhr MORGENS wagten wir uns dann aus dem Wagen und standen etwa eine Stunde später vor dem einzigen beleuchteten Objekt in der Gegend - dem Refugio auf 4.810 m. Ein letzter Klogang und ein zweites kleines Frühstück mit der einzigen anderen Bergsteigergruppe des Tages aus Österreich (!) bevor es weiterging. Einer der Österreicher blieb gleich im Refugio, da er schon jetzt die Höhe merkte. Ich war zwar auch mit etwas Kopfschmerzen aufgewacht, aber das dumpfe Gefühl schob ich in den hintersten Winkel meines Bewusstseins ;) Der andere Österreicher folgte uns mit seinem Guide, obwohl er sich mit einem beinahe gebrochenem Bein gen Gipfel mühte.
Die Seilschaft bei Nacht
Eine weitere Dreiviertelstunde später gelangten wir dann an den Gletscher! Hier mussten die Steigeisen und Gamaschen angelegt und wir angeseilt werden. Und mit dem Eispickel als Wanderstock setzte sich die Seilschaft wieder in Bewegung, immer dem Gipfel entgegen. Während der Österreicher uns bald überholt hatte, kam er auch bald wieder zurück. Der Fuß wollte ihn einfach nicht bis zum Gipfel tragen, ist ja auch nicht ganz unverständlich ;) Wir dagegen setzten unsere Wanderung fort. Man musste eigentlich immer "nur" weiterlaufen. Das Ganze aber auf keinem Pfad, sondern einfach den verschneiten Hang hoch! Das merkt man dann schon gut in den Wadeln, während meine Höhenkopfschmerzen verschwanden :D Dazu kam, dass meine Stirnlampe - möglicherweise aus Protest gegen die Kälte - ausfiel, da war der Guide sehr begeistert. Und mich traf nun das Los, als Letzte der Gruppe im Dunkeln hinterher zu stolpern. Aber schon auf dem Weg konnte man die Lichter von Latcunga und Quito sehen - atemberaubend :)!
Gegen halb fünf Uhr machten wir dann auf meinen Wunsch eine Schoki-Pause und als Strafe fraß der Cotopaxi meinen Handschuh :P Also ab jetzt ohne Licht und die rechte Hand nur in einen Fleecehandschuh verpackt weitermachen! Aber gegenüber dem Wunsch den Gipfel zu erreichen, sind das ja nur Nebesächlichkeiten ;)
Nicht viel später, dann so gegen fünf Uhr, die schlechte Nachricht: vor uns lag eine Eisplatte mit frischem, lockeren Schnee bedeckt - absolute Lawinengefahr! Der Cotopaxi mochte an diesem Tag wohl nicht bestiegen werden! Auf 5.322 Höhenmetern setzten wir zum Abstieg an. Auf dem Rückweg gönnten wir uns nochmal ein paar kleine Pausen - wenn man schon mal so weit oben ist ;)! - und sogar meine Stirnlampe funktionierte wieder - sehr nützlich, wenn es eh hell wird :D - aber dennoch ging das wesentlich schneller. Schon um kurz vor sieben saßen wir im Wagen und kehrten dem Cotopaxi den Rücken zu.
Wieder zurück im Hostal bekamen wir als Entschädigung dafür sogar noch ein Frühstück, obwohl wir ja eigentlich schon am Vortag ausgecheckt hatten :D Und auch der verlorene Handschuh wurde uns nicht angerechnet...10% Verlust eben :D Wir chillen gerade noch den restlichen Tag im Hinterhof/-garten des Hostals bis wir uns am Abend zum zweiten Stopp unseres Kurzurlaubs aufmachen werden.
Auch wenn wir nicht oben am Gipfel waren, die Cotopaxi-Wanderung war ein echtes Erlebnis! Wir haben es zumindest versucht ;D
 
Besteigung und danach Chillen im Hostal :D

Mittwoch, 22. April 2015

Deutsche Kultur in Cuenca

Nachdem ich hier schon ein halbes Jahr verweile, gibt es ja dann schon mal die ein oder anderen Momente, an denen man vor lauter Reis, Reis, Reis, doch mal wieder richtig typisch deutsch bzw. bayerisch essen möchte. Daher haben Kathrin und ich mittlerweile schon so das ein oder andere Café oder Restaurant in Cuenca mit deutschem Essen aufgespürt - das ist gar nicht so schwer -  und ich habe in Ecuador angefangen zu kochen, deutsch zu kochen :D. Und bei diesen Beispielen beschränke ich mich gerade nur auf's Essen! Man sieht also, dass es selbst in Cuenca einige deutsche Spuren gibt und da möchte ich euch auf eine kleine Entdeckungstour einladen ;)!
Meine erste Entdeckung machte ich schon so ziemlich am ersten Tag, als Soraya mit mir das Stadtzentrum besichtigen ging. Fast direkt am zentralen Parque Calderón und unumgänglich auf unserem Weg von der Straße Padre Aguirre zum Park befindet sich das deutsche Konsulat in einem wunderschönen Haus im Kolonialstil im 1. Stock über einer Apotheke, die wird später noch wichtig! Für euch mag das vielleicht jetzt nicht so überraschend klingen, aber es ist irgendwie schon ein Stück Heimat, wenn man in seiner eigenen Stadt eine deutsche Behörde sitzen hat und jedesmal, wenn ich dort vorbeikomme - ist aufgrund der zentralen Lage gar nicht so selten - muss ich Lächeln ;)!
Wandbild im Café Austria
Der nächste Berührungspunkt, der auch durch den Reiseführer bedingt wurde, war dann das Café Austria. Dort überbrückten wir oft unsere Wartezeit während des Visumsprozesses. Leider wechselte das Café im alten Jahr aber auch sein Lokal und jetzt fällt es mir wesentlich schwerer, es zu finden auf der Suche nach gutem Kaffee und Wiener Backwaren-Spezialitäten :) Und wenn man schon mal vom Café Austria spricht, muss man eigentlich im gleichen Atemzug auch die Wunderbar in der Calle Larga nennen, der Fuatgeh-Zone Cuencas. In beiden Lokalen kann man richtig lecker und deutsch sowie international essen. Das ist dann auch bei der Bestellung immer relativ lustig, da wir ja wissen, was wir mit "Gulasch" meinen, ob der Kellner dieses nicht-spanische Wort dann auch mit unserer deutschen Aussprache versteht, bleibt zu Hoffen.

Leckeres Tiramisu in der Wunderbar

In der Weihnachtszeit hab ich die gewohnten Leckereien am meisten vermisst! Und hier kommen wir wieder auf die schon genannte Apotheke zurück. Der Name Apotheke ist hier in Ecuador längst nicht so eng gefasst wie im Deutschen.

Neben Arzneimitteln kann man sich meistens noch mit Körperpflegeprodukten eindecken - das klingt ja noch logisch! Richtig bunt für uns Deutsche wird es, wenn daneben noch Deko- und Geschenkartikel zum Verkauf angeboten werden und man dort sogar seine Handykarte wieder aufladen lassen kann :D
Christstollen aus der Apotheke
In unserem speziellen Fall der Konsulatsapotheke ist der oder die Gesch
äftsführerIn mit einer/einem Deutschen verheiratet und so kommt es, dass man sogar deutsche Spezialitäten erwerben kann. Im ganzjährigen Sortiment findet man so Erdinger Weißbier und zu Weihnachten tauchte zu unserer Freude daneben ein Christstollen auf. Welch ein Genuss *-*!
Manchmal geht es aber nicht so einfach, die ersehnten Köstlichkeiten einfach zu erstehen, oder es ist aufgrund der aktuellen Import-Vermeidungspolitik Ecuadors schlicht zu teuer (Beispiel: Ritter Sport Tafeln für 4 Dollar!). Dann bleibt nur eine Möglichkeit den Heißhunger trotzdem zu stillen: selbst aktiv werden :P! Also schickte ich einen verzweifelten Hilferuf nach Deutschland, dass mir doch meine liebe Mama ein Paket meiner Lieblingsrezepte schicken möge. Auf Mama ist natürlich Verlass und so kam bei der Familie Ecual bald Kartoffelsalat auf den Tisch.
Meine nächsten kulinarischen Gehversuche waren: Würstelgulasch, Kaiserschmarrn und letztendlich zur Feier des Halbjährigen sogar Spätzle! Dazu ein paar lustige Facts: Würstelgulasch kennt man hier in einer ähnlichen Version auch - nur eben mit Reis anstatt den Spirelli, war ja klar ;)! -, der Kaiserschmarrn wurde hier als Süßspeise gerade mal als Dessert anerkannt - süße Hauptgerichte kennt man nicht - und mein ganzer Stolz waren die selbstgemachten Spätzle, denn wir haben echt eine Spätzlereibe!! Bei den geladenen Mitverkostern - wir hatten Gäste - kamen die
Spätzle auch super an und die Versuche, das Gericht richtig zu benennen waren zum kaputt lachen :D Deutsch ist schon eine lustige Sprache!
Das wars jetzt zum Essen - ich hoffe, ihr könnt noch ruhig weiterlesen, ohne dass ihr vor Heißhunger auf eines der Gerichte meinen Blogeintrag vergesst ;)!
Ob das schmeckt!?
Denn man findet auch so noch hin und wieder deutsche Spuren in der mittlerweile für mich bekannten Fremde. Unser Lautsprecher bei der Bailoterapia ist beispielsweise aus Deutschland und in der Alkoholabteilung des Supermaxis findet man gar komische Sachen: Muttermilch...das will ich eher nicht probieren :)! Abgesehen davon läuft man auch immer wieder Menschen in die Arme, die etwas Deutsch sprechen, da sie schon mal eine Weile in Deutschland gelebt haben. Das ist wieder so ein Phänomen, das verwundert: Es gibt einige Ecuadorianer, die mit Deutschland gar nichts anfangen können à la "Grenzt das an Argentinien?" und nicht ganz so schlimm "Sprecht ihr Englisch oder welche Sprache ist das?", und dagegen gibt es dann sogar welche, die fließend Deutsch können und schon einige Zeit dort gelebt haben. Echt verblüffend!
Das wars auch schon wieder und ich bin gespannt, wie es wird, wenn in 4 Monaten wieder alle deutschen Einflüsse auf mich treffen.

Freitag, 10. April 2015

Kulturtreffen - der Besuch meiner Familie

Am 24. März kam mich meine Familie besuchen. Ich hab mich riesig gefreut sie nach 7 Monaten endlich mal wiederzusehen! Auf meine Aufregung kann man wahrscheinlich sogar meine Darminfektion zurückführen... Ich hatte mich in der letzten Zeit viel mit unserer Route beschäftigt, um alles super durchzuorganisieren, damit meine Familie sich auch in mein wunderschönes Ecuador verliebt. Für das Kulturtreffen hatte ich diese Stationen zusammengestellt: Meine Familie würde in der Hauptstadt Quito abends ankommen, am nächsten morgen wollte ich sie dort mit meiner vorzeitigen Ankunft überraschen und dann mit ihnen die Stadt erkunden. Die nächsten zwei Tage standen Tagesausflüge von Quito zu Mitad del Mundo (Mitte der Welt - Äquator) und Otavalo (traditioneller Markt) an. Dann wollten wir uns nach Baños zum Tor zum Dschungel aufmachen, um dort zwei Tage verbringen bevor wir uns
Unsere geplante Reiseroute mit optimistischer Gesamtfahrzeit :)
richtig in den Dschungel nach Puyo wagen wollten. Nach zwei Tagen im Grünen sollte es wieder zurück in die Sierra (Gebirge) gehen nach Riobamba, wo wir mit einem der ältesten und einzigen Zug Ecuadors - natürlich heute nur zu touristischen Zwecken - die Teufelsnase erkunden wollten. Nachdem auch das absolviert wäre, würden wir am Karfreitag, dem wichtigen Ostertags hier, endlich in Cuenca ankommen und dort gleich mit der Gastfamilie feiern. Anschließend wollte meine Familie noch knapp eine Woche bis Donnerstag Morgen mit mir in Cuenca verbringen und verschiedene Tagesausflüge machen. Die Küste würden meine Eltern wohl leider nicht sehen...

Damit das jetzt kein ewig langer Eintrag wird, werde ich die unterschiedlichen Stopps in einzelnen Einträgen behandeln. In diesem Eintrag werde ich mich eher auf den Gesamteindruck von meinem Familienbesuch beschränken.
Es ist nämlich gar nicht so einfach seiner Familie seine neue Heimat ans Herz zu legen. Um das ganze mal auf einen Nenner zu bringen: Mein Ecuador ist halt eben doch ein Entwicklungsland und meine Familie keine Abenteurer. So kam es, dass ihnen Quito absolut gar nicht gefiel. Ich würde da mal einen Kulturschock diagnostizieren. Dadurch dass Quito keine traditionell-ecuadorianische Stadt ist und man klar westliche Einflüsse entdecken kann, neigt man als Neuankömmling wohl eher dazu sich an dem Bekannten festzuklammern und diese als Inseln zwischen Dreck, Unordnung, Lärm und Unsicherheit zu suchen. Ich hatte ja das Glück, mich schon einen Monat im ganz typisch-ecuadorianischen Cuenca an diese Umstände gewöhnen zu können, bevor ich Quito kennenlernte und dort dann die "westlichen Inseln" eher als mal willkommene Abwechslung wahrnahm.
Meine Familie im Dschungel, Alausí, Quito und Cuenca
Spätestens dann aber im Dschungel - war auch gar nicht anders zu erwarten - machte sich dann bei meiner Familie anstatt dem Kulturschock auch die Begeisterung für mein einzigartiges Land breit :D Da war ich ziemlich erleichtert!! Alausí, der Ausgangspunkt der Zugfahrt zur Teufelsnase, gefiel vorallem meiner Mama mit seinem Charme eines kleinen Sierra-Dorfes und Cuenca, als Endpunkt der Reise und meine aktuelle Heimat war für uns alle das i-Tüpfelchen auf dem "i" :) Mit dem "Athen Ecuadors" als Heimatstadt habe ich wirklich total viel Glück gehabt und das konnte ich meinen Eltern auch so weitergeben :)!
Als ich meine Familie dann am Donnerstag Morgen am Flughafen wieder verabschieden musste, war die Trauer natürlich groß! Auch wenn mich die Verantwortung, für meine Familie als Reiseleiterin zu funktionieren, etwas gestresst hatte und ich teilweise mit mir nicht ganz zufrieden war, überwog natürlich die Freude für 2 1/2 Wochen wieder mit meiner Familie vereint gewesen zu sein. Daher war die Traurigkeit auch so groß, sie nach so kurzer Zeit wieder gehen lassen zu müssen. Aber wir sehen uns ja in gut 4 Monaten in meiner bayerischen Heimat wieder :)



Montag, 9. März 2015

Zwischenseminar in El Limonal - eine Woche in der Blase

Es war einmal in der ersten Märzwoche des Jahres 2015 eine Gruppe von 15 deutschen Freiwilligen, welche sich in El Limonal, Ecuador trafen. So oder so ähnlich könnte man in unser Zwischenseminar einleiten :D
Letztendlich war es so, dass wir bereits am Wochenende nach Quito gereist waren und am Sonntag dann "nur noch" bis nach El Limonal mussten, welches zwischen Bergen und Küste liegt. Dazu muss man aber erstmal vier Stunden bis Ibarra fahren und von dort geht es dann nochmal zwei Stunden bis zum Ziel mit einem Bus, der in jedem Kuhdorf hält :D Nach einem guten halben Tag reisen, kamen wir in El Limonal an, was genauso ein Kuhdorf ist, wie alle anderen außenherum :D Natürlich regnete es bei unserer Ankunft, sodass wir auf dem weiteren Kilometer bis zu Bospas richtig nass wurden. Ich hatte da wenigstens noch den Vorteil, dass ich auf dem unbefestigten Weg nur meinen Rucksack tragen musste und keinen Trolly hatte.
In Bospas angekommen, waren schon ein paar Freiwillige vor Ort, die auch schon das "Baumhaus" mit genialem Blick für sich in Beschlag genommen hatten, also kamen wir im Haupthaus unter. Bospas heißt eigentlich "Boque de paz", was soviel bedeutet wie Friedenswald. Dabei geht es nicht um einen Friedhof, sonder ganz im Gegenteil im Einklang mit der Natur zu leben. Das Projekt und auch Gelände gehört einem niederländischem Auswanderer Pete, der glaub ich schon 20 Jahre in Ecuador ist und dort auch eine Familie gegründet hat. Bis vor ein paar Jahren war das auch eine Projektstelle von weltwärts. Es ist auf jeden Fall durch die Renaturierung ein wunderschönes und ruhiges Fleckchen Erde.
Am Sonntag stand nur Ankommen und Kennenlernen an, aber dafür ging der Montag gleich damit los, dass unsere Leiter - ehemalige weltwärts-Leute von Alegro e.V. - uns einen Hügel hochscheuchten :D Oben angekommen hatten sich die Mühen auf jeden Fall gelohnt, denn als wir "Pacha Mama!" (Mutter Erde) schreiend über dem Tal standen, fühlte sich das einfach nur genial an. Frisch geduscht, gab es dann wieder unten das beste Frühstück, was ich in Ecuador je hatte...und so ging es die Woche weiter :D Es kann ja nur gut werden, wenn sich die besten ecuadorianischen Sachen mit den deutschen Frühstücksbestandteilen mischen :D Letztendlich hat aber bestimmt auch zu einem großen Teil die interessanten Gespräche die Mahlzeiten so schön gemacht!
Nachdem wir also am ersten Tag auf den Hügel geschickt wurden, begannen wir die anderen Tage mit Yoga auf dem Dach, von wo aus man ebenfalls einen super Blick übers Tal hatte :D! Tagsüber hatten wir verschiedene Einheiten zum Thema Berichterstattung, Auswertung der bereits vergangenen Hälfte und Perspektiven sammeln für die zweite Hälfte des Freiwilligen-Dienstes. Nebenbei schauten wir hin und wieder auch mal ins Dorf hinunter und lernten dort auch ein paar Leute mit ihren Geschichten kennen. Fast jeden Tag hatten wir auch Dozenten von außerhalb da, welche uns Vorträge über politische Beteiligung und Pete über sein Projekt hielten. Besonders schön war dabei eine Nachtwanderung und eine Wanderung tagsüber über das riesige Gelände!

Den vorletzten Tag hatten wir dann einen Ausflug zu den "Siete Cascadas" (Sieben Wasserfälle). Dazu sind wir eine Stunde auf der Ladefläche eines kleinen Lkws bis in die Provinz Esmeraldas gefahren - eine lustige Angelegenheit :D! Dort hat uns dann ein Führer zu den sieben Wasserfällen geführt und wir konnten neben der Wanderung auch Baden und von Felsen springen :D So vergnügten wir uns den Tag mit unserer Gruppe, die aus drei Jungs und zwölf Mädchen bestand aus drei unterschiedlichen Organisationen.
Am letzten Tag beschäftigten wir uns dann nochmal intensiv mit den Zukunftsperspektiven. Echt interessant, was alle so für Pläne haben und was wir uns alles aus Ecuador mitnehmen :)
In der letzten Nacht feierten wir dann in den Geburtstag von einem Freiwilligen rein, tanzten barfuß auf Waldboden und sangen - oder wohl eher - schrien wieder "Pacha Mama!".

Es war ein seeeeeehr schönes Seminar, was mir viel Energie für die zweite Hälfte gegeben hat! Durch die Isolation in diesem Mini-Dorf hatten wir auch unsere eigene deutsche Blase mit viel Ruhe, interessanten Gesprächen und Zeit zum Nachdenken. Und nicht zuletzt das Essen war einfach der Hammer! Die ganze Woche gab es vegetarische Gerichte ohne Reis - man glaubt es kaum, eine Woche in Ecuador ohne Reis :D!!
Und das schönste ist, dass ich Lilo und Hanna, mit denen ich mich super verstanden hab, im Mai auf der Yasuní-Reise wiedersehen werde :D!!




Sonntag, 22. Februar 2015

Ein lachendes und ein weinendes Auge - Halbzeit!

Ich kann es kaum glauben, auf der Datumsanzeige steht der 22. Februar 2015, sechs Kalenderblätter von Marias Geschenk sind umgeblättert und auch die Hälfte meines Reisetagebuches von Sophia ist erreicht. Ich habe vieles erlebt, aber noch so viel vor - eins steht aber unweigerlich fest: es ist Halbzeit. Aufgrund unseres Rückfluges schon am 18. August, ist die meiste Zeit also wirklich rum. 184 Tage habe ich bereits in diesem wunderbaren Land verbracht und mir kommt es längst nicht so lange vor.
In dieser Zeit wurde ich von zuvor unbekannten Krankheiten und Parasiten heimgesucht, hab mir also meine Haare abgeschnitten, mir wurde mein Handy geklaut, ich habe mehr oder weniger wöchentlich meine Wäsche mit der Hand gewaschen und fast täglich mit meinem Laptop gekämpft, bis er mir am Mittwoch den Schock des Lebens eingejagt hat und ich ihn schon für tot erklärt hatte.

ABER: In dieser Zeit habe ich auch neue Leute kennengelernt und Freundschaften geschlossen, ich bin an meinen Aufgaben gewachsen, sei es mit der Arbeit in der Fundación oder mit den täglichen Hürden einer anderen Sprache, ich bin an verschiedenste Ort gereist, habe andere Feste gefeiert und eine neue Familie gefunden.
Ich habe ein Land kennengelernt mit seinen Höhen und Tiefen. Dort habe ich Wurzeln geschlagen. In meinem Ecuador. Ein Teil von meinem Leben.

Auf der einen Seite bin ich traurig, dass über die Hälfte meines Aufenthaltes schon vorbei ist, aber wenn ich sehe, was ich in den letzten sechs Monaten so erlebt habe, ist da doch noch einiges drin, oder :)?
Um diese Marke zu feiern und vor allem um mich abzulenken, damit ich nicht in Traurigkeit verfalle, habe ich heute nach erfolgreicher und überglücklicher Wiederbelebung meines Laptops Käsespätzle für meine Familie gekocht. Anscheinend erlerne ich noch im Ausland nach deutscher Art zu kochen :D!
Heute am eigentlichen Jubiläumstag fahre ich mit Kathrin in das Lederdorf Gualaceo und zum Ausklang geht es nach Banos de Cuenca in einen "Wellness-Tempel", mein Geburtstagsgeschenk an Kathrin. Man muss ja auch mal genießen ;)!
Zum Halbjährigen gibt es auch wieder einen Bericht: Hier geht's lang!
Macht euch also um mich keine Sorgen und bereitet euch schon darauf vor, dass ihr die längste Zeit eure Ruhe vor mir gehabt hattet :D!

Dienstag, 20. Januar 2015

Mit Robert auf Reisen nach Guayaquil und an den Strand

Nachdem Robert sich also etwas eingelebt hatte und der erste Sonnenbrand abgeheilt war, schnappte ich mir meinen frisch gebackenen großen Bruder, um mein Reisedefizit gegenüber Kathrin etwas abzubauen :D Und da Kathrin nach ihrer Dezember-Reise so von Guayaquil geschwärmt hatte und Robert eh nach Strand war, dachte ich mir, dass sich das doch ganz gut verbinden ließe. Also saßen wir am Samstag Morgen bzw noch Nacht um 5 Uhr im Bus nach Guayaquil. Dort kamen wir dann morgens am Terminal an und machten uns auf die abenteuerliche Suche nach einem Bus, der uns Richtung Stadtzentrum bringen würde. Wer also vorher schon etwas den Reiseführer studiert hat und sich mit anderen über Hostels ausgetauscht hat, liegt also klar im Vorteil. Mit diesen Vorkenntnissen, kamen wir also sicher in der Nähe des von Kathrin empfohlenen Hostels an. Uns wurde tatsächlich nichts im Bus geklaut in der so ziemlich unsichersten Stadt Ecuadors!
Leguane in der Stadt und einiges mehr zu entdecken!
Das Hotel erwies sich echt als Glücksgriff. Für einen unschlagbaren Preis bekamen wir ein funktionales Doppelzimmer mit getrennten Betten und Ventilator. Wie nützlich dieser noch seien sollte, sollten wir auf der Stadtbesichtigung noch merken. Wir luden nun unser Gepäck im Zimmer ab und rüsteten uns um für die Stadttour, vor allem kleidungstechnisch war das von Nöten. Der Klimaunterschied zwischen Sierra, also andiner Zone und Costa, der Küsteregion ist unfassbar.
Nach einem Frühstückjoghurt aus dem nahen Supermarkt Tía, welchen wir im gegenüberliegenden Park verspeisten machten wir uns also auf, um im vom Führer für drei Stunden angesetzten Stadtrundgang Guayaquil kennen zu lernen.
Der Rundgang war echt superschön! Wir trafen Leguane im Park, in einer Kirche wurde ich von einem Schönstatt-Altar an meine frühe Jugend erinnert, wir sahen die alte Universität im Kolonialstil, den eiffelturm-ähnlichen Glaspalast und schlenderten den Malecón, also die Strandpromenade entlang.
Spätestens hier bemerkte man die Wasserverkäufer, die mit Paketen von

Unterwegs am Malecón 2000 Río Guayas
Wasserflaschen im Schatten ihre Kundschaft versorgten. Das war aber auch äußerst nötig. In dieser schwülen Hitze lief man von Schatten zu Schatten und ließ sich auf jeder Sitzgelegenheit nieder. So besuchten wir sogar eine klimatisierte Mall, einfach um der Schwüle für einen Augenblick zu entkommen. Am Malecón sahen wir noch andere imposante Kolonialbauten und einen arabischen Uhrenturm. Diese Stadt ist echt vielfältig, sogar an Touristen. Man wird längst nicht so sehr als Ausländer wahrgenommen oder sogar angestarrt, wie im traditionellen Sierra-Städtchen Cuenca.
Das Tageshighlight war dann unsere Verlängerung des Spaziergangs am Malecón bis zum Cerro de Santa Anna (Hügel der St. Anna), zu dessen Füßen das Künstlerviertel Las Penas liegt. Dort schlenderten wir von einem Atelier zum nächsten und genossen die nachmittägliche Ruhe. Dazu muss man sagen, dass man auf dem Rundgang überall Wachen begegnete und sich daher echt ruhig und sicher bewegen konnte. Daher ließen wir uns auch dazu verleiten beim Aufstieg zur Kapelle der St. Anna mal etwas vom Weg abzukommen und so durch die etwas abgelegeneren, sehr privaten Innenhöfe der Familien des Viertels zu laufen.

Nach 444 Stufen kamen wir dann auch endlich oben an, wo ein Aussichtsturm - natürlich mit weiteren Stufen - einen herrlichen Blick über Guayaquil ermöglichte. Zum Glück schwang das Wetter etwas um und wir genossen einen kühlen Wind dort oben und beim Abstieg und Heimweg kühlten uns fast noch ein paar Tropfen ab.
Das Künstlerviertel mit Ausblick über die Stadt

Im Hotel kamen wir aber dennoch leicht feucht an, wenn nicht vom Regen, dann noch von der vorhergehenden Schwüle. Also ab in die Dusche um danach das Abendprogramm zu bestreiten: Am Flussufer des Guayas zu Abendessen und danach mit Cocktail und Bier den Abend ausklingen lassen.
Somit konnte ich Guayaquil auch auf meiner Liste abhaken :D!
Da uns aber noch ein Tag zur Verfügung stand, machten wir uns am nächsten Tag

Kleiner Strandtrip nach Salinas
auf nach Salinas, dem nächst gelegenen Strand von Guayaquil. Mit dem Bus dorthin durchquerten wir sogar eine atemberaubende Kakteenwüste.
Mittags kamen wir dann mit allem Gepäck dort an und genossen einfach das Meer! Baden, lecker Essen, lesen und am Abend ging es dann auch wieder entspannt zurück. Zum Glück hatten wir so viel Gelassenheit getankt, denn im Terminal an der Küste wartete ein Haufen Wochenendtouristen, die alle das gleiche Ziel hatten wie wir: zurück nach Hause und zwar über den Knotenpunkt Terminal Guayaquil. Da mussten wir eben etwas längere Wartezeiten in Kauf nehmen, aber was solls :) Wir waren zum Glück nicht in der Lage, wie ein amerikanisches Ehepaar, welches seine Freunde vor Ort besucht hatte und einen Flieger zu erreichen hatte. Diesen konnten wir zum Glück helfen, indem wir sie vor uns in die Schlange einschleusten, ansonsten wäre der Flieger weg.
Wir fuhren dann also entspannt über Nacht zurück und ich bestritt am nächsten Tag sogar in aller Frühe die Reunión. Da kam dann glücklicherweise heraus, dass Betty doch nicht operiert werden muss und uns somit noch zwei Wochen erhalten bleiben wird, bis sie nach Frankreich fliegt. Wenigstens eine Sorge weniger, nachdem Marco am Freitag endgültig das Handtuch schmiss und wir nun ohne Educador da standen.
Hoffentlich hält die Strandurlaub-Gelassenheit noch etwas an :)!

Mittwoch, 7. Januar 2015

Familienzuwachs und Día de los Inocentes - immer viel los!

Kaum selber im neuen Jahr angekommen, bekamen wir auch gleich Familienzuwachs!
Nachdem der Hausgroßputz endlich am ersten Wochenende des neuen Jahres für erledigt erklärt werden konnte, rief eigentlich noch in den letzten Putzeinheiten Virginia aus Quito an. Sie ist die Koordinatorin der Freiwilligen der Organisation Chiriboga, welche auch Freiwillige in unser Projekt schicken, aber keine weltwärts-Freiwillige, sondern nur für einige Monate. So kam es, dass auf Virginias Bitte Juanitos Zimmer für einen weiteren deutschen Freiwilligen umfunktioniert wurde, da unsere Wohnhälfte schon ausgelastet ist. Folgendermaßen standen wir also relativ spontan am 5. Januar um 6:30 Uhr MORGENS - noch vor der Arbeit! - am Terminal und warteten auf einen Robert, der aus Quito ankommen sollte.
Um 7:30 Uhr kam mein neuer Gastbruder dann auch endlich an. Robert kommt aus Münster, ist 19 Jahre alt und wird bis Mitte Juni in unserer Familie bleiben. Mehr konnte ich dann auf dem kurzen Weg mit dem Taxi vom Terminal nach Hause auch nicht aus ihm herausbekommen, da ich nämlich zur ersten Reunión des Fundaciónsteams musste. Also ließ ich ihn daheim zum Frühstücken zurück und machte mich auf in die Fundación.
Betty hatte nicht zu Unrecht darauf bestanden, dass ich zur  Reunión erscheinen sollte, anstatt mich um Robert zu kümmern - der eh müde war. Wir sprachen über unsere Lehren, die wir aus dem alten 2014 zogen, und den neuen Zielen für 2015. Dabei kündigte Betty an, dass sie nur noch bis Mitte Januar als Directorin in der Fundación anwesend sein wird. Eine Gallen-OP zwingt sie zu einer Auszeit, welche sie auf drei Monate verlängern wird, um nach der OP mit Reha in Frankreich ihre krebskranke Schwester zu besuchen und ihr beizustehen.
Mit Robert über den Dächern von Cuenca
Nachdem diese Neuigkeit also von allen aufgenommen worden war, gab sie mir für den Nachmittag, also ab Beendigung des Mitttagessens im Comedor frei, um Robert zur Seite zu stehen und ihm schon mal etwas von Cuenca zu zeigen. Als ich aber nach Hause kam, schlief dieser dann noch tief und fest. Also überlegt ich mir zumindest, was ein Neuankömmling am Anfang braucht und sehen sollte bzw. was man ihm so zeigen könnte. Da erinnerte ich mich stark an meinen Anfang, irgendwie noch total präsent und doch schon so lange her :D
Diesen Nachmittag schafften wir also echt nichts mehr, aber ich besprach zumindest mit ihm die weitere Vorgehensweise und machte mich dann am nächsten Morgen mit ihm auf den Weg. Wir fuhren gemeinsam mit dem Bus nach Turi hoch und nachmittags nahm ich ihn zum Vorstellen mit in die Fundación. Robert sollte gleich am nächsten Tag anfangen nachmittags zu arbeiten und die freien Vormittage nutzen, um sein Spanisch zu verbessern. Also nahm ich ihn am nächsten Tag, dem Mittwoch gleich mit zu unserer Spanisch-Stunde und am Nachmittag spielte er schon mit den Kindern.
Am Abend machte sich dann bemerkbar, dass seine helle, wintergewohnte Haut doch wohl etwas stark von der äquatorialen Sonne geküsst worden war. Sorayas Urteil: Bevor die Verbrennung mit schon Brandblasen noch schlimmer wird, am folgenden Tag keinen Schritt aus dem Haus, nichtmals zur Arbeit! Da war er gerade den ersten richtigen Tag in der Fundación und dann gleich krank daheim. So ein Pech!
Der Donnerstag, dem 6. Januar war dann Día de los Innocentes. An diesem Tag wird anstatt in Deutschland der Heiligen Drei Könige den unschuldigen Babys gedacht, die Herodes umbringen ließ, in der Hoffnung auch Jesus damit zu töten. Das ist die Theorie. Der Brauch dazu sieht ziemlich anders aus :) Die Menschen verkleiden sich, vorzugsweise ein Thema, was mit dem Tod zu tun hat, also in die Richtung Halloween. Außerdem gibt es dazu am Abend eine Kostümparade in der Stadt. Tagsüber waren sogar schon einige Kinder verkleidet in die Fundación gekommen, wir dagegen richteten uns erst abends her. Soraya ließ ihre künstlerischen Fähigkeiten spielen und verwandelte uns alle in einmalige Kreaturen, sogar für den Sonnen-geküssten Robert hatte sie eine Lösung: eine kleine Fledermaus an der Schläfe. Kathrin wurde dagegen mit einer venezualischen Maske versehen und ich verwandelte mich in einen mexikanischen Totenkopf. Obwohl mir Totenköpfe allgemein nicht so zusagen, fand ich das Motiv wirklich sehr schön.

Día de los Inocentes und seine Fratzen :)
Als wir dann alle geschminkt und ausgehfertig waren, war dann allerdings die Parade auch schon zu Ende...tja :D Also spazierten wir einfach so durch die Straßen, ließen das Flair auf uns wirken und machten natürlich Fotos von unseren gelungenen Maskierungen.
Ihr seht also: Hier bei mir ist immer was los!

Freitag, 2. Januar 2015

Wir verbrennen das alte Jahr :)!

Mit großen Schritten ging es nun auf Silvester los! Montag und Dienstag arbeitete ich noch, daher begannen wir erst am 31. Dezember mit dem Jahresputz, der so schnell aber noch nicht abgeschlossen sein sollte :D Abends besuchten wir noch die Oma und Jorge, um ihnen einen guten Rutsch zu wünschen. Eigentlich feiert man hier Silvester auch in der Familie, aber Maribel feierte mit Fausto und der Oma war auch nicht nach großer Familienfete. Also blieb zwar Tanya mit Juanito bei ihnen über Nacht, aber ohne groß zu feiern. Soraya und ich organisierten uns also spontan ein supergeniales Silvester :D
Viejo basteln, verbrennen und darauf anstoßen ;)
Die erste Etappe wurde bei der Oma bestritten. Tanya, Juanito und ich bastelten ganz traditionell einen Viejo, der das alte Jahr (Año Viejo) repräsentiert und eigentlich erst um Mitternacht verbrannt wird. Bei dem Verbrennen steht aber nicht nur der Abschluss des alten Jahres im Vordergrund, oft wird damit auch eine Person in Verbindung gebracht, der Viejo bekommt also deren Namen. Diese Person hat sich zum Beispiel etwas im vergangenen Jahr geleistet oder man möchte ihr einfach für das kommende Jahr viel Glück wünschen. So kam es, dass wir Karin verbrannten :D
Mit unserem Feuermeister Juanito trugen wir also dann schon um 21 Uhr den Viejo bzw. bei uns ja dann Vieja auf die Straße zum Anzünden und stießen auf 2014/2015 an :)
Für Soraya und mich ging es dann auch schon weiter, aber aufgrund von schon nicht mehr verkehrenden Bussen liefen wir den einstündigen Weg von der Ciudadela Calderón bis nach María Auxiliadora an der Avenida de las Americas entlang. Währenddessen hatten wir genug Zeit, das Jahr zu analysieren und kamen auf ganz andere Rückblicke. Während für Soraya 2014 mit dem Auszug von Karin eins der schwersten Jahre war, meine ich, dass 2014 "MEIN JAHR" war. Die ganze Abizeit, mein 18.er, die Zeit danach mit Freunden, Reisen, Feiern und Weltmeisterschaft und schließlich mein FSJ in Ecuador sind nur einige Höhepunkte :)
Die Heulsusen
Aber davon abgesehen sind wir auch so einigen lustigen Gestalten begegnet... Jungs als Llorona verkleidet, Heulsusen, die dem alten Jahr hinterher heulen :D
 Zurück Zuhause wurde der nächste Schlachtzug vorbereitet. Wir füllten den altbekannten Tetrapak-Küchenwein in meine etwas unscheinbarere Sigg-Flasche um, denn Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit ist hier in Ecuador eigentlich verboten. Mit unserer umfunktionierten Flasche ging es dann auf Streifzug in die Stadt, auf der Suche nach interessanten Leuten zum Anstoßen. Cuenca schien in dieser Nacht ziemlich von Ausländern besetzt. Die Cuencaner waren ja auch daheim am Feiern mit der Familie ;) So stießen wir mit einem Amerikaner an, trafen einen nicht-trinkenden Schweizer und noch einige andere.

Das war uns aber noch nicht genug und so setzten wir uns zum Ziel in dieser Nacht alle vier Elemente antreffen zu wollen. So fand ich mich nach kurzer Zeit am Río Tomebamba wieder, wo ich endgültig von Soraya auf Lady Laura getauft wurde, damit auch ich das ecuadorianische Kriterium der zwei Vornamen erfülle. Zur Erklärung: Lady Laura kommt von einem schon etwas älteren Lied, mit dem eine Hymne auf die Mutter Lady Laura gesungen wird.
 
Nach der überstandenen Taufe ging es dann weiter und langsam auf die 12 Uhr zu. So fanden wir uns bei einer Straßenparty ein, zu der ein übergroßer Obama mit Pferdelächeln und ein Fidel mit Affen-Segelohren in Freundschaftsketten einluden. Viejos werden nicht nur allein verbrannt, lauter begeisterte Ausländer hatten sich damit ausgestattet und schichteten ihre Trophäen zu einem mittelgroßen Haufen auf. Dieser wurde dann natürlich von Obama und Fidel bethront und pünktlich um 00 Uhr des neuen Jahres in Flammen gelegt.
Um im nächsten Jahr nicht weniger vom Glück verfolgt zu werden sprang ich dann auch dreimal über dieses Feuer drüber, immer in guter Gesellschaft von anderen Glückssüchtigen ;) Außerdem durften die unterschiedlichen Nationen gerne am Mikrofon ihre Grüße in eigener Landessprache ausrichten, irgendwie kam es dazu, dass der deutsche Gruß als erster vorgetragen wurde...wer da wohl schuld daran war :D??
Da die mitgebrachten Viejos aber nicht alle nur mit Pappmachée gefüllt waren, sondern auch teilweise mit Feuerwerkskörpern, die dann wild in die Menge schießen, habe ich mir gleich mein erstes Andenken an 2015 geholt. Mich traf eine dieser gemeingefährlichen Raketen und hat mir eine kleine Narbe auf meinen wunderschönen Rücken gezaubert :D Soraya kam auch nicht ungeschoren davon, wobei sie zum Trost Fidels Hand im Feuer fand :)
Um 2 Uhr morgens wurde das neue Jahr dann aus unserer Sicht gebührend begrüßt, also gingen wir nach Hause und wollten zur ersten Mahlzeit des Jahres Bohnen mit Speck aus der Dose aufwärmen...so sehr wurde ich aber dann doch nicht vom Glück verfolgt, sodass ich die Bohnen leicht anbrennen ließ während Soraya duschte. Ich weiß also schon, dass bei meinen Kochkünsten auch im Jahr 2015 noch Luft nach oben bleibt :D!!
Damit kommen wir gleich zum A
ño Nuevo, dem Neujahrstag! Während wir also in der Nacht nicht gerade kulinarisch verwöhnt wurden, trafen wir uns am nächsten Tag mit allen Tanten wieder im Haus der Oma. Bevor es aber soweit kam, statteten Soraya und ich der Feria Libre einen Besuch ab - die arbeiten hier sogar an Neujahr!! Dort kauften wir Krabben, damit Maribel für alle ein superleckeres Ceviche machen konnte. Alle leicht erschöpft und vielleicht auch leicht verkatert von der vergangenen Nacht erfreuten sich daher umso mehr an dieser erfrischenden kalten Meeresfrüchte-Suppe. So kann das Jahr weitergehen :)!

Ich wünsche euch allen von Herzen auch ein gutes neues Jahr und denkt dran, bald habt ihr mich dann auch schon wieder :P!