Dienstag, 20. Januar 2015

Mit Robert auf Reisen nach Guayaquil und an den Strand

Nachdem Robert sich also etwas eingelebt hatte und der erste Sonnenbrand abgeheilt war, schnappte ich mir meinen frisch gebackenen großen Bruder, um mein Reisedefizit gegenüber Kathrin etwas abzubauen :D Und da Kathrin nach ihrer Dezember-Reise so von Guayaquil geschwärmt hatte und Robert eh nach Strand war, dachte ich mir, dass sich das doch ganz gut verbinden ließe. Also saßen wir am Samstag Morgen bzw noch Nacht um 5 Uhr im Bus nach Guayaquil. Dort kamen wir dann morgens am Terminal an und machten uns auf die abenteuerliche Suche nach einem Bus, der uns Richtung Stadtzentrum bringen würde. Wer also vorher schon etwas den Reiseführer studiert hat und sich mit anderen über Hostels ausgetauscht hat, liegt also klar im Vorteil. Mit diesen Vorkenntnissen, kamen wir also sicher in der Nähe des von Kathrin empfohlenen Hostels an. Uns wurde tatsächlich nichts im Bus geklaut in der so ziemlich unsichersten Stadt Ecuadors!
Leguane in der Stadt und einiges mehr zu entdecken!
Das Hotel erwies sich echt als Glücksgriff. Für einen unschlagbaren Preis bekamen wir ein funktionales Doppelzimmer mit getrennten Betten und Ventilator. Wie nützlich dieser noch seien sollte, sollten wir auf der Stadtbesichtigung noch merken. Wir luden nun unser Gepäck im Zimmer ab und rüsteten uns um für die Stadttour, vor allem kleidungstechnisch war das von Nöten. Der Klimaunterschied zwischen Sierra, also andiner Zone und Costa, der Küsteregion ist unfassbar.
Nach einem Frühstückjoghurt aus dem nahen Supermarkt Tía, welchen wir im gegenüberliegenden Park verspeisten machten wir uns also auf, um im vom Führer für drei Stunden angesetzten Stadtrundgang Guayaquil kennen zu lernen.
Der Rundgang war echt superschön! Wir trafen Leguane im Park, in einer Kirche wurde ich von einem Schönstatt-Altar an meine frühe Jugend erinnert, wir sahen die alte Universität im Kolonialstil, den eiffelturm-ähnlichen Glaspalast und schlenderten den Malecón, also die Strandpromenade entlang.
Spätestens hier bemerkte man die Wasserverkäufer, die mit Paketen von

Unterwegs am Malecón 2000 Río Guayas
Wasserflaschen im Schatten ihre Kundschaft versorgten. Das war aber auch äußerst nötig. In dieser schwülen Hitze lief man von Schatten zu Schatten und ließ sich auf jeder Sitzgelegenheit nieder. So besuchten wir sogar eine klimatisierte Mall, einfach um der Schwüle für einen Augenblick zu entkommen. Am Malecón sahen wir noch andere imposante Kolonialbauten und einen arabischen Uhrenturm. Diese Stadt ist echt vielfältig, sogar an Touristen. Man wird längst nicht so sehr als Ausländer wahrgenommen oder sogar angestarrt, wie im traditionellen Sierra-Städtchen Cuenca.
Das Tageshighlight war dann unsere Verlängerung des Spaziergangs am Malecón bis zum Cerro de Santa Anna (Hügel der St. Anna), zu dessen Füßen das Künstlerviertel Las Penas liegt. Dort schlenderten wir von einem Atelier zum nächsten und genossen die nachmittägliche Ruhe. Dazu muss man sagen, dass man auf dem Rundgang überall Wachen begegnete und sich daher echt ruhig und sicher bewegen konnte. Daher ließen wir uns auch dazu verleiten beim Aufstieg zur Kapelle der St. Anna mal etwas vom Weg abzukommen und so durch die etwas abgelegeneren, sehr privaten Innenhöfe der Familien des Viertels zu laufen.

Nach 444 Stufen kamen wir dann auch endlich oben an, wo ein Aussichtsturm - natürlich mit weiteren Stufen - einen herrlichen Blick über Guayaquil ermöglichte. Zum Glück schwang das Wetter etwas um und wir genossen einen kühlen Wind dort oben und beim Abstieg und Heimweg kühlten uns fast noch ein paar Tropfen ab.
Das Künstlerviertel mit Ausblick über die Stadt

Im Hotel kamen wir aber dennoch leicht feucht an, wenn nicht vom Regen, dann noch von der vorhergehenden Schwüle. Also ab in die Dusche um danach das Abendprogramm zu bestreiten: Am Flussufer des Guayas zu Abendessen und danach mit Cocktail und Bier den Abend ausklingen lassen.
Somit konnte ich Guayaquil auch auf meiner Liste abhaken :D!
Da uns aber noch ein Tag zur Verfügung stand, machten wir uns am nächsten Tag

Kleiner Strandtrip nach Salinas
auf nach Salinas, dem nächst gelegenen Strand von Guayaquil. Mit dem Bus dorthin durchquerten wir sogar eine atemberaubende Kakteenwüste.
Mittags kamen wir dann mit allem Gepäck dort an und genossen einfach das Meer! Baden, lecker Essen, lesen und am Abend ging es dann auch wieder entspannt zurück. Zum Glück hatten wir so viel Gelassenheit getankt, denn im Terminal an der Küste wartete ein Haufen Wochenendtouristen, die alle das gleiche Ziel hatten wie wir: zurück nach Hause und zwar über den Knotenpunkt Terminal Guayaquil. Da mussten wir eben etwas längere Wartezeiten in Kauf nehmen, aber was solls :) Wir waren zum Glück nicht in der Lage, wie ein amerikanisches Ehepaar, welches seine Freunde vor Ort besucht hatte und einen Flieger zu erreichen hatte. Diesen konnten wir zum Glück helfen, indem wir sie vor uns in die Schlange einschleusten, ansonsten wäre der Flieger weg.
Wir fuhren dann also entspannt über Nacht zurück und ich bestritt am nächsten Tag sogar in aller Frühe die Reunión. Da kam dann glücklicherweise heraus, dass Betty doch nicht operiert werden muss und uns somit noch zwei Wochen erhalten bleiben wird, bis sie nach Frankreich fliegt. Wenigstens eine Sorge weniger, nachdem Marco am Freitag endgültig das Handtuch schmiss und wir nun ohne Educador da standen.
Hoffentlich hält die Strandurlaub-Gelassenheit noch etwas an :)!

Mittwoch, 7. Januar 2015

Familienzuwachs und Día de los Inocentes - immer viel los!

Kaum selber im neuen Jahr angekommen, bekamen wir auch gleich Familienzuwachs!
Nachdem der Hausgroßputz endlich am ersten Wochenende des neuen Jahres für erledigt erklärt werden konnte, rief eigentlich noch in den letzten Putzeinheiten Virginia aus Quito an. Sie ist die Koordinatorin der Freiwilligen der Organisation Chiriboga, welche auch Freiwillige in unser Projekt schicken, aber keine weltwärts-Freiwillige, sondern nur für einige Monate. So kam es, dass auf Virginias Bitte Juanitos Zimmer für einen weiteren deutschen Freiwilligen umfunktioniert wurde, da unsere Wohnhälfte schon ausgelastet ist. Folgendermaßen standen wir also relativ spontan am 5. Januar um 6:30 Uhr MORGENS - noch vor der Arbeit! - am Terminal und warteten auf einen Robert, der aus Quito ankommen sollte.
Um 7:30 Uhr kam mein neuer Gastbruder dann auch endlich an. Robert kommt aus Münster, ist 19 Jahre alt und wird bis Mitte Juni in unserer Familie bleiben. Mehr konnte ich dann auf dem kurzen Weg mit dem Taxi vom Terminal nach Hause auch nicht aus ihm herausbekommen, da ich nämlich zur ersten Reunión des Fundaciónsteams musste. Also ließ ich ihn daheim zum Frühstücken zurück und machte mich auf in die Fundación.
Betty hatte nicht zu Unrecht darauf bestanden, dass ich zur  Reunión erscheinen sollte, anstatt mich um Robert zu kümmern - der eh müde war. Wir sprachen über unsere Lehren, die wir aus dem alten 2014 zogen, und den neuen Zielen für 2015. Dabei kündigte Betty an, dass sie nur noch bis Mitte Januar als Directorin in der Fundación anwesend sein wird. Eine Gallen-OP zwingt sie zu einer Auszeit, welche sie auf drei Monate verlängern wird, um nach der OP mit Reha in Frankreich ihre krebskranke Schwester zu besuchen und ihr beizustehen.
Mit Robert über den Dächern von Cuenca
Nachdem diese Neuigkeit also von allen aufgenommen worden war, gab sie mir für den Nachmittag, also ab Beendigung des Mitttagessens im Comedor frei, um Robert zur Seite zu stehen und ihm schon mal etwas von Cuenca zu zeigen. Als ich aber nach Hause kam, schlief dieser dann noch tief und fest. Also überlegt ich mir zumindest, was ein Neuankömmling am Anfang braucht und sehen sollte bzw. was man ihm so zeigen könnte. Da erinnerte ich mich stark an meinen Anfang, irgendwie noch total präsent und doch schon so lange her :D
Diesen Nachmittag schafften wir also echt nichts mehr, aber ich besprach zumindest mit ihm die weitere Vorgehensweise und machte mich dann am nächsten Morgen mit ihm auf den Weg. Wir fuhren gemeinsam mit dem Bus nach Turi hoch und nachmittags nahm ich ihn zum Vorstellen mit in die Fundación. Robert sollte gleich am nächsten Tag anfangen nachmittags zu arbeiten und die freien Vormittage nutzen, um sein Spanisch zu verbessern. Also nahm ich ihn am nächsten Tag, dem Mittwoch gleich mit zu unserer Spanisch-Stunde und am Nachmittag spielte er schon mit den Kindern.
Am Abend machte sich dann bemerkbar, dass seine helle, wintergewohnte Haut doch wohl etwas stark von der äquatorialen Sonne geküsst worden war. Sorayas Urteil: Bevor die Verbrennung mit schon Brandblasen noch schlimmer wird, am folgenden Tag keinen Schritt aus dem Haus, nichtmals zur Arbeit! Da war er gerade den ersten richtigen Tag in der Fundación und dann gleich krank daheim. So ein Pech!
Der Donnerstag, dem 6. Januar war dann Día de los Innocentes. An diesem Tag wird anstatt in Deutschland der Heiligen Drei Könige den unschuldigen Babys gedacht, die Herodes umbringen ließ, in der Hoffnung auch Jesus damit zu töten. Das ist die Theorie. Der Brauch dazu sieht ziemlich anders aus :) Die Menschen verkleiden sich, vorzugsweise ein Thema, was mit dem Tod zu tun hat, also in die Richtung Halloween. Außerdem gibt es dazu am Abend eine Kostümparade in der Stadt. Tagsüber waren sogar schon einige Kinder verkleidet in die Fundación gekommen, wir dagegen richteten uns erst abends her. Soraya ließ ihre künstlerischen Fähigkeiten spielen und verwandelte uns alle in einmalige Kreaturen, sogar für den Sonnen-geküssten Robert hatte sie eine Lösung: eine kleine Fledermaus an der Schläfe. Kathrin wurde dagegen mit einer venezualischen Maske versehen und ich verwandelte mich in einen mexikanischen Totenkopf. Obwohl mir Totenköpfe allgemein nicht so zusagen, fand ich das Motiv wirklich sehr schön.

Día de los Inocentes und seine Fratzen :)
Als wir dann alle geschminkt und ausgehfertig waren, war dann allerdings die Parade auch schon zu Ende...tja :D Also spazierten wir einfach so durch die Straßen, ließen das Flair auf uns wirken und machten natürlich Fotos von unseren gelungenen Maskierungen.
Ihr seht also: Hier bei mir ist immer was los!

Freitag, 2. Januar 2015

Wir verbrennen das alte Jahr :)!

Mit großen Schritten ging es nun auf Silvester los! Montag und Dienstag arbeitete ich noch, daher begannen wir erst am 31. Dezember mit dem Jahresputz, der so schnell aber noch nicht abgeschlossen sein sollte :D Abends besuchten wir noch die Oma und Jorge, um ihnen einen guten Rutsch zu wünschen. Eigentlich feiert man hier Silvester auch in der Familie, aber Maribel feierte mit Fausto und der Oma war auch nicht nach großer Familienfete. Also blieb zwar Tanya mit Juanito bei ihnen über Nacht, aber ohne groß zu feiern. Soraya und ich organisierten uns also spontan ein supergeniales Silvester :D
Viejo basteln, verbrennen und darauf anstoßen ;)
Die erste Etappe wurde bei der Oma bestritten. Tanya, Juanito und ich bastelten ganz traditionell einen Viejo, der das alte Jahr (Año Viejo) repräsentiert und eigentlich erst um Mitternacht verbrannt wird. Bei dem Verbrennen steht aber nicht nur der Abschluss des alten Jahres im Vordergrund, oft wird damit auch eine Person in Verbindung gebracht, der Viejo bekommt also deren Namen. Diese Person hat sich zum Beispiel etwas im vergangenen Jahr geleistet oder man möchte ihr einfach für das kommende Jahr viel Glück wünschen. So kam es, dass wir Karin verbrannten :D
Mit unserem Feuermeister Juanito trugen wir also dann schon um 21 Uhr den Viejo bzw. bei uns ja dann Vieja auf die Straße zum Anzünden und stießen auf 2014/2015 an :)
Für Soraya und mich ging es dann auch schon weiter, aber aufgrund von schon nicht mehr verkehrenden Bussen liefen wir den einstündigen Weg von der Ciudadela Calderón bis nach María Auxiliadora an der Avenida de las Americas entlang. Währenddessen hatten wir genug Zeit, das Jahr zu analysieren und kamen auf ganz andere Rückblicke. Während für Soraya 2014 mit dem Auszug von Karin eins der schwersten Jahre war, meine ich, dass 2014 "MEIN JAHR" war. Die ganze Abizeit, mein 18.er, die Zeit danach mit Freunden, Reisen, Feiern und Weltmeisterschaft und schließlich mein FSJ in Ecuador sind nur einige Höhepunkte :)
Die Heulsusen
Aber davon abgesehen sind wir auch so einigen lustigen Gestalten begegnet... Jungs als Llorona verkleidet, Heulsusen, die dem alten Jahr hinterher heulen :D
 Zurück Zuhause wurde der nächste Schlachtzug vorbereitet. Wir füllten den altbekannten Tetrapak-Küchenwein in meine etwas unscheinbarere Sigg-Flasche um, denn Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit ist hier in Ecuador eigentlich verboten. Mit unserer umfunktionierten Flasche ging es dann auf Streifzug in die Stadt, auf der Suche nach interessanten Leuten zum Anstoßen. Cuenca schien in dieser Nacht ziemlich von Ausländern besetzt. Die Cuencaner waren ja auch daheim am Feiern mit der Familie ;) So stießen wir mit einem Amerikaner an, trafen einen nicht-trinkenden Schweizer und noch einige andere.

Das war uns aber noch nicht genug und so setzten wir uns zum Ziel in dieser Nacht alle vier Elemente antreffen zu wollen. So fand ich mich nach kurzer Zeit am Río Tomebamba wieder, wo ich endgültig von Soraya auf Lady Laura getauft wurde, damit auch ich das ecuadorianische Kriterium der zwei Vornamen erfülle. Zur Erklärung: Lady Laura kommt von einem schon etwas älteren Lied, mit dem eine Hymne auf die Mutter Lady Laura gesungen wird.
 
Nach der überstandenen Taufe ging es dann weiter und langsam auf die 12 Uhr zu. So fanden wir uns bei einer Straßenparty ein, zu der ein übergroßer Obama mit Pferdelächeln und ein Fidel mit Affen-Segelohren in Freundschaftsketten einluden. Viejos werden nicht nur allein verbrannt, lauter begeisterte Ausländer hatten sich damit ausgestattet und schichteten ihre Trophäen zu einem mittelgroßen Haufen auf. Dieser wurde dann natürlich von Obama und Fidel bethront und pünktlich um 00 Uhr des neuen Jahres in Flammen gelegt.
Um im nächsten Jahr nicht weniger vom Glück verfolgt zu werden sprang ich dann auch dreimal über dieses Feuer drüber, immer in guter Gesellschaft von anderen Glückssüchtigen ;) Außerdem durften die unterschiedlichen Nationen gerne am Mikrofon ihre Grüße in eigener Landessprache ausrichten, irgendwie kam es dazu, dass der deutsche Gruß als erster vorgetragen wurde...wer da wohl schuld daran war :D??
Da die mitgebrachten Viejos aber nicht alle nur mit Pappmachée gefüllt waren, sondern auch teilweise mit Feuerwerkskörpern, die dann wild in die Menge schießen, habe ich mir gleich mein erstes Andenken an 2015 geholt. Mich traf eine dieser gemeingefährlichen Raketen und hat mir eine kleine Narbe auf meinen wunderschönen Rücken gezaubert :D Soraya kam auch nicht ungeschoren davon, wobei sie zum Trost Fidels Hand im Feuer fand :)
Um 2 Uhr morgens wurde das neue Jahr dann aus unserer Sicht gebührend begrüßt, also gingen wir nach Hause und wollten zur ersten Mahlzeit des Jahres Bohnen mit Speck aus der Dose aufwärmen...so sehr wurde ich aber dann doch nicht vom Glück verfolgt, sodass ich die Bohnen leicht anbrennen ließ während Soraya duschte. Ich weiß also schon, dass bei meinen Kochkünsten auch im Jahr 2015 noch Luft nach oben bleibt :D!!
Damit kommen wir gleich zum A
ño Nuevo, dem Neujahrstag! Während wir also in der Nacht nicht gerade kulinarisch verwöhnt wurden, trafen wir uns am nächsten Tag mit allen Tanten wieder im Haus der Oma. Bevor es aber soweit kam, statteten Soraya und ich der Feria Libre einen Besuch ab - die arbeiten hier sogar an Neujahr!! Dort kauften wir Krabben, damit Maribel für alle ein superleckeres Ceviche machen konnte. Alle leicht erschöpft und vielleicht auch leicht verkatert von der vergangenen Nacht erfreuten sich daher umso mehr an dieser erfrischenden kalten Meeresfrüchte-Suppe. So kann das Jahr weitergehen :)!

Ich wünsche euch allen von Herzen auch ein gutes neues Jahr und denkt dran, bald habt ihr mich dann auch schon wieder :P!