Mittwoch, 3. Juni 2015

Nach 9 Monaten richtig angekommen - verrückt!!

Es ist echt verrückt: mehr als neun Monate bin ich jetzt hier und gerade jetzt, wo der Abschied immer realer wird, fühle ich mich richtig angekommen, am rechten Fleck oder wie auch immer man es nennen mag.
Aber lest selbst in meinem 3. Quartalsbericht!

Montag, 1. Juni 2015

Yasuní - die beste Belohnung nach dem C2-Examen!

Nachdem man auf dem Día weltwärts (weltärts-Tag) im Oktober in Quito durch einen Vortrag über den besonderen Nationalpark Yasuní im Regenwald eine Gruppe Freiwillige für eine Reise dorthin begeistert hatte, stand dann in der letzten Maiwoche auch die vorher so fern erschienene Reise an :) Diese Reise war gleichzeitig auch die Belohnung nach der lernintensiven Vorbereitungsphase auf unser Examen.
Während und nach dem Examen :)
Unser C2-Examen legten wir endlich am 23. Mai in Quito ab. Die Sprachschule, bei der wir das Examen ablegten, lag gleich neben dem Casa Humboldt, einem Haus für deutsche Kulturveranstaltungen. Wenn das mal nicht ein Zeichen ist :D! Zumindest fühlten wir uns sofort wohl! Der erste Teil bestehend aus Multiple-Choice-Aufgaben verlief sogar besser als erwartet, im zweiten Teil stand Textproduktion mit auditiven und visualen Quellen an - der lief so wie immer - und der letzte, mündliche Teil war der schwierigste Part für mich, da mich mündliche Prüfungen immer so krass nervös machen. Zwischen den unterschiedlichen Prüfungen hatten wir immer eine kleine Pause: in der ersten, kurzen Pause gab es einen Snack im Humboldt-Haus und die zweite, einstündige Pause nutzten wir zum Mittagessen. Nach überstandenem Examen und überstandenem Tag war ich aber erstmal super froh, endlich keinen Lernstress mehr zu haben oder dieses doofe Gefühl "Laura, nicht im Internet surfen, du SOLLTEST jetzt eigentlich lernen!" :D! Ich fühlte mich so befreit und glücklich...egal ob die Ergebnisse in 2 oder 3 Monaten "Bestanden" oder eben nicht lauten werden!
Den Sonntag verbrachten wir dann noch in Quito und trafen uns mit Kathrins ehemaliger Klassenkameradin Katja, die aktuell in Chile ihren weltwärts-Freiwilligendienst absolviert. Und stellt euch mal vor, was herauskam, als wir mit ihr in einem Café über ihr Projekt redeten? Katja wurde von "Cristo Vive" nach Chile entsendet - genau bei der Organistation hatte ich auch einen weltwärts-Platz angeboten bekommen! Wir wären also beinahe Kolleginnen geworden, wenn ich nicht zu bezev gewechselt wäre...wie klein die Welt doch irgendwie ist :D
Sonntag abends machten wir uns also dann mit dem Bus auf nach Coca - oder auch Puerto Francisco de Orellana - und kamen dort unerwartet früh um 3 Uhr morgens am Terminal an, da wir von einer falschen Reisezeit ausgegangen waren :D Also legten wir uns am Terminal noch 2 1/2 Stunden auf eine Bank schlafen, bis uns um halb 6 Uhr ein Sicherheitsmann aufweckte. Dieser weckte alle schlafenden Reisenden auf...möglicherweise, damit das Terminal nicht als Penner-Zufluchtsstätte aussieht :D!
Von Coca (Francisco de Orellana) ca. 300km nach Yasuní
Kaum dass wir also geweckt wurden, trafen wir auch schon zufällig auf Hanna und Lilo. Die beiden Mädels hatten wir schon auf dem Zwischenseminar in El Limonal kennengelernt und bemerkt, dass wir uns auf der Yasuní-Fahrt wiedersehen würden. Zusammen frühstückten wir im Terminal erstmal, bevor wir uns von einem Taxi zur Promenade bringen ließen. Coca hat eine Promenade, da der Fluss Napo direkt an der Stadt vorbeifließt und auch die Hauptverkehrsstraße darstellt für alle, die weiter in den Dschungel hineinwollen - wie wir!
Boot, Museum und Riesen-Cuy mit Hanna, Kathrin und Lilo
Dort trafen wir dann auf unseren Führer, Fredericke, die den Yasuní-Vortrag auf dem Día weltwärts gehalten hatte, und die anderen Freiwilligen, die alle von Experiment e.V. waren. Wir beluden ein mittelgroßes Boot mit unserem Gepäck und einigen Vorräten und dann ging es los...etwa 300 km den ganzen ecuadorianischen Napo herunter! Pause legten wir nur ein, um ein von einer Comunidad geführtes Museum über die Unterwasserwelt des Napos zu besichtigen und um zu Mittag zu essen. Wo wir zu Mittag aßen, war ein ganz besonderes Fleckchen :D Auf einmal zwischen der ganzen grünen Dschungel-Vegetation tauchte das Restaurant auf mit einer Tienda (Tante-Emma-Laden) nebendran! Außerdem machten wir während des Essens Bekannschaft mit einem Riesen-Meerschwein!
Ankunft in Sacha Nambi mit Zeltbeziehen
Um 17 Uhr nach etwa 8 Stunden Bootsfahrt kamen wir dann im Tourismus-Projekt "Sacha Ñambi" an. Das Projekt wird von einer Comunidad geleitet und bietet Unterkunft, Verpflegung und in Kooperation mit anderen Comunidades Touren an. Wir Rucksack-Tourismus gewöhnten Freiwilligen waren richtig überrascht von soviel Luxus dort! Jeder hatte sein eigenes Zelt im Gästehaus, nix mit ökologischem Klo - es gab schöne Toiletten und Duschen und der Speisesaal sah mit dem Baldachin als Mückenschutz richtig märchenhaft aus! Bevor wir allerdings zu Abend aßen, ging es erst noch auf Nacht-Entdeckungstour in den Wald - Tarantula & Co. hießen uns Willkommen!Am nächsten Tag ging es dann direkt in den Nationalpark Yasuní! Dafür mussten wir nochmal eine halbe Stunde flussabwärts an Nueva Rocafuerte, der letzten ecuadorianischen Stadt vor der peruanischen Grenze vorbei und bogen dann in den Fluss Yasuní ein. Dieser hatte ein Kaffee-farbiges Wasser, ein Nebenarm, dem wir lange Zeit folgten führte dagegen fast schwarzes Wasser - dort wurde von "tinto", also wie purem Kaffee gesprochen. Bei diesem Ausflug konnten wir neben den unterschiedlichsten Pflanzen eine Art Urzeitvögel, Tukane, aus der Ferne Affen und sogar Süßwasser-Delfine beobachten - wunderbar! Auf dem Rückweg schauten wir dann noch einen riesiegen Urwaldbaum an und betraten auch schon mal probeweise Peru :D
Abends in der Comunidad wurde uns dann gezeigt, wie man das typische Gericht Maitu zubereitet: ein Fisch in Blatt eingewickelt und gedünstet, welcher nachher mit Yuca (ähnlich wie Kartoffel) serviert wird. Wo wir dann auch schon mal bei der Yuca waren, bereiteten wir auch gleich die Chicha de Yuca zu. Das ist ein alkoholisches Getränk, bei dem die gekochte Yuca zerstampft und anschließend gekaut und wieder in den Topf wird. Dadurch wird sie ganz fein gekaut und man erreicht die Basis für die alkoholische Gärung. Für uns Deutsche und übrigens auch die Ecuadorianer außerhalb des Dschungels erstmal gewöhnungsbedürftig, aber am nächsten Tag sollten wir das Resultat probieren und bewerten dürfen :D
 Am nächsten Tag ging es wieder früh raus, aber diesmal zur Affeninsel. Diese Insel gehört einer anderen Comunidad, welche dort mal eine Affenfamilie ausgesetzt hat und, da Affen nicht schwimmen können, haben die nun die Insel bevölkert und man kann sie relativ leicht beobachten. Wir konnten ihnen beim Relaxen in den Baumkronen nach dem Frühstück zusehen und schossen fleißig Bilder. Durch die Schwüle und Mücken, wollten wir aber nicht zu lange auf der Insel bleiben :P Wir setzten also nach einer Stunde zum Dorf der Comunidad über, wo wir den Leuten etwas beim Alltag zusehen konnten und dafür ebenso interessiert beobachtet wurden :D Zum Mittagessen kehrten wir wieder die zwei Stunden mit dem Boot zurück - Entfernung in Ecuador wird irgendwie anders definiert! Zum Mittag gab es dann auch unsere Chicha verfeinert mit Maní - naja, ich glaube, dass unsere deutsche Spucke sich bei der Zubereitung nicht so gut gemacht hat :D Nachmittags stand dann ein Besuch bei der Comunidad gegenüber an mit einer Einführung in die Überlebensstrategien im Dschungel. Ich würde es mir aber nach wie vor nicht zutrauen, dort mutterseelenallein ums Überleben zu kämpfen ;D Zum Abschluss gab es Kunsthandwerk zu kaufen und es bot sich uns ein wunderschöner Regenbogen *-* Während des Abendessens durften wir ein paar Geschichten aus der Dschungel-Mythik lauschen. Echt sehr interessant, was die Menschen hier für Erklärungsansätze z. B. für Naturschauspiele haben und wie sich das dann mit dem weit verbreiteten Christentum mischt!
Am letzten richtigen Tag unserer Reise wollten wir nochmal zwei Comunidades besuchen. Die erste Comunidad lag wieder etwas mehr als zwei Stunden von uns am Tiputini-Fluss. Dort wurden wir mit einem traditionellen Tanz und Chicha begrüßt. Diese Chicha - ohne deutsche Spucke - schmeckte gleich viel besser ;) Anschließend gab es Patacones (frittierte Bananen) mit Guayusa, ein Tee aus den Blättern eines Amazonas-Baums - farblich vergleichbar mit Kaffee, geschmacklich wie Tee und leichte Droge. Bei den homöopathischen Mengen, die wir konsumierten, merkte man allerdings nichts. Der Zweck des Tees war der Schutz vor der Boa, der mächtigesten Schlange und Gott im Dschungel. Dann machten wir uns auf den Weg, die Plantagen der Comunidad zu erkunden und wir bekamen echt ein richtig schlechtes Gewissen, so viele Pflanzen abzuernten - die waren aber echt lecker!! Nachdem wir eine Kakao-Schote mitgenommen und dort zu Mittag gegessen hatten, ging es gestärkt zur letzten Gemeinde, welche eine Tonmine hat und daher Kunsthandwerk in dem Bereich betreibt. Wir stapften zu der Stelle, wo der Ton aus einem Bachbett herausgeholt wird, und ließen uns in die Handwerkskunst unterweisen. Auf dem Rückweg, schon in der Dämmerung, hielten wir auch noch bei der Comunidad Alta Florencia, welche unsere Urwald-Lodge betreibt. Zur Feier des letzten Abends gab es noch eine Kichwa-Stunde, damit wir wenigstens einen klitzekleinen Einblick in die örtliche Sprache bekamen. Anschließend verarbeiteten wir unseren mitgebrachten Kakao - ich hab jetzt selbsthergestellte Schokolade...von der Bohne bis zur Tafel...oder so ähnlich :D!
Dann war unsere Dschungel-Reise auch schon wieder zu Ende, denn am nächsten und letzten Tag fuhren wir den ganzen Tag den Napo wieder aufwärts nach Coca und dort trennten sich die Wege unserer Reisegruppe. Es war echt eine wunderbare Reise und ich konnte nochmal einen ganz anderen Teil Ecuadors kennenlernen :)!!