Dienstag, 28. April 2015

On Top of the World - oder so ähnlich :)

Schon passend zu unserem "Imagine Dragons"-Konzert im Oktober - ja, ganz Laura-like hab ich schon wieder Pläne :P - haben wir uns genau vor einer Woche zu einem sportlichen Hochleistungsevent hinreißen lassen. Ziemlich genau ein Jahr nach meinem erfolgreich absolvierten Halbmarathon muss ja was neues her :D!
Dazu haben Kathrin und ich uns in der Nacht des 25. Aprils auf nach Latacunga gemacht. Latacunga liegt etwa 80 km südlich von Quito an der Panamericana am Fuß des Nationalparks Cotopaxi. Der Cotopaxi ist so DER BERG Ecuadors, obwohl er nur der zweithöchste Gipfel des Landes mit einer Höhe von 5.897 m ist. Der Chimborazo überragt den Cotopaxi mit seinen 6.310 Höhenmetern, dafür ist der Cotopaxi einer der höchsten Vulkane weltweit und durch seine konische Form mit Eiskappe sieht er auch richtig wie ein typischer Vulkan aus - fehlt nur noch der lavaspeiende Ausbruch, aber da will ich dann lieber nicht in der Nähe sein ;).

Der wunderschöne Cotopaxi
Unser Projekt war nicht nur der Besuch des Nationalparks - nein, eine Bergbesteigung sollte es sein! Bei einem Gipfelsturm in diesen Höhen muss aber natürlich für eine gute Akklimatisation gesorgt werden. Da kam es uns gerade recht, dass wir in Cuenca schon auf einer guten Höhe von etwa 2.500 m unseren Alltag bestreiten und Ausflüge in den nahen Nationalpark "El Cajas" auf rund 4.000 Höhenmeter, konnte meiner Puste nichts anhaben. Daher entschieden wir uns dazu, am Ankunftstag gleich weiter nach Quilotoa zu fahren und dort zu der Kraterlagune des erloschenen Vulkans hinab- und anschließend natürlich wieder heraufzusteigen.
Dort angekommen hat es uns zuerst fast weggeweht! Brrr, war das kalt. Aber es gibt ja kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung! Also machten wir uns an den echt einfachen Abstieg - die einzige Schwierigkeit bestand darin, im Sand nicht wegzurutschen und das mit Wanderschuhen :D! Kaum begab man sich auch in den Krater, wurde es sofort wesentlich windstiller und durch die körperliche Betätigung wurde es einem auch sofort wärmer. Ich hab keine Ahnung wie lange wir nach unten gebraucht haben, lange kann es aber nicht gewesen sein - man rechnet mit so circa 45 Minuten für den Abstieg - abgelenkt wurden wir nämlich von zwei Schweizerinnen auf Lateinamerika-Rundreise. Das war echt interessant, was die so zu erzählen hatten und vor allem von den Peru-Erlebnissen konnten wir uns ja schon mal für unsere geplante Reise inspirieren lassen.
Unten am Kratersee verweilten wir etwas, der ist viel zu schön, als dass man gleich wieder hochrennen könnte! Wir schauten den Touristen beim Kajakfahren auf dem ruhigen Wasser zu, machten uns über die Selfiesticks aller anderen lustig und ließen uns auch zum Fotoschießen hinreißen. Nach einer guten Pause mussten wir uns aber dann leider wieder von den Schweizer Mädels trennen, denn die hatten dort unten ihre Reisefreunde wiedergefunden und wollten in Quilotoa übernachten, während wir uns schon langsam wieder Richtung Latacunga losmachten.
Davor musste aber erst der Aufstieg bewältigt werden. Wer sich beim absteigen noch gewundert hatte, wie manche so eine Wanderung mit Absatzschuhen antreten, fand schon bald die Lösung: Während beim Abstieg der Absatz als mögliche Bremse noch sinnvoll erscheint, werden alle Aufstiegunwilligen oder -unfähigen einfach auf Esel verfrachtet, die die Touristen für 10 $ wieder zur Ausgangsposition befördern. Wer allerdings eine Cotopaxi-Besteigung vor sich hat und für denKurzurlaub unter anderem aufgrund der teuren Cotopaxi-Tour nicht übermäßig viel Geld ausgeben möchte, der nimmt die Beine in die Hand und marschiert los! Und so schlimm war es auch gar nicht ;) Das Herz kommt etwas auf Trab und über Kälte braucht man sich auf keinen Fall mehr beschweren, aber nach einer guten Dreiviertelstunde - und das ist echt schnell, so lange brauchen normalerweise die erfahrenen Bergführer - standen wir wieder oben und guckten auf den See herab.
Das eigentliche Abenteuer stand aber noch bevor: die Rückfahrt. Busfahrpläne kennt man in Ecuador ja eigentlich eh nur am Terminal und wenn man dazu als Einheimischer noch keine Ahnung hat, wird meistens einfach irgendetwas behauptet à la "Heute kommt kein Bus mehr!". Dass das aus dem Mund eines Camioneta(= Pickup)-Fahrers kam, war natürlich kein Zufall. Die Rechnung ging für ihn auf und er hatte vier Ausländerinnen im Auto sitzen, denen man ruhigen gewissens einen teueren "Gringo"-Preis abverlangen kann. So kam es, dass wir - diesmal begleitet von Däninnen - 1,25$ pro Person für die halbstündige Fahrt berappen sollten, die Einheimischen auf der Ladefläche dagegen nur die Hälfte bezahlten. Und das Ganze wurde verhandelt, als uns ein Bus entgegenkam, der aber laut Aussage des Camioneta-Fahrers "heute ja nicht mehr zurückfährt"! Tja, das ist Ecuador :D
Im nächsten Dorf warteten wir dann also auf einen Bus, der die zwei Stunden bis nach Latacunga fahren sollte. Der kam auch gleich und entsprach so ganz dem Klischee der lateinamerikanischen Busse: alt, gerade noch fahrtüchtig, dunkel und mit den Heiligenbildern einer ganzen katholischen Buchhandlung ausgestattet. Ganz nach dem Motto, wenn der Bus schon bald auseinander fällt, dann hilf wenigstens Gott, Jesus und die Jungfrau Maria vereint, das Ding zusammenzuhalten ;) Aber wir haben die Fahrt überstanden und das war auch nicht das erste Mal in so einem Bus :D

Zelten am Fuß des Cotopaxi mit Lagerfeuer-Vorbereitungen
In Latcunga machten wir dann unsere Tour fest für 180 $ und gingen früh ins Bett, um für den nächsten Tag voll ausgeschlafen und fit zu sein. Wir frühstückten gemütlich und gut - die vom Hostal wussten echt, was Backpacker brauchen! - um um 10 Uhr das Gletscherequipment anzuprobieren. Voll ausgestattet und ausgecheckt vertrödelten wir trotzdem im Hostal die Zeit bis zum Mittagessen und unserem Versorgungseinkauf, denn Wasser und Energiesnacks wie Schokolade und Obst sind die einzigen exklusiven Dinge bei der Tour. Um 14 Uhr lernten wir dann unseren Guide kennen, der sogar fließend Deutsch sprach! Nachdem das Auto beladen war - wobei Auto echt untertrieben ist, einem Laster kam das Ding schon näher :D - tuckerten wir los zum Nationalpark. Und das übertraf den Quilotoa-Bus nochmal um Längen. Beim Beschleunigen machte das Riesenauto jedesmals äußerst komische und beunruhigende Geräusche, das war ja noch ganz in Ordnung, wenn das normal gewesen wäre. Als unser Guide aber dann beim Chef anrief, um sich zu vergewissern, dass das Autoding immer so klingt oder eher stöhnt, hat mich das dann schon minimal beunruhigt :D Aber es ist zum Glück nichts passiert ;)
Gegen 16 Uhr kamen wir dann am Zeltplatz an und schlugen unser Lager auf. Während unser Guide nochmal zurück zum Parkeingang fuhr, sammelten Kathrin und ich Holz für ein kleines Lagerfeuer. Während es in den letzten Sonnenstrahlen noch total warm war, waren wir nur eine halbe Stunde später überglücklich unser Feuerchen zu haben :D Nach einer guten Portion Reis wurden die Steigeisen für den Gletscher eingestellt und dann ging es ab ins Zelt - ein paar Stunden so tun, als ob man schlafen würde :) Um 22:30 Uhr klingelte  nämlich schon wieder der Wecker: Zelt abbauen, Bergsteig-Ausrüstung anlegen, eine Kleinigkeit frühstücken und mit dem Auto-Etwas zum höchsten Parkplatz fahren.
Das Refugio
Ziemlich genau um Mitternacht begann dann das richtige Abenteuer. In mein Fleece, darüber die Softshell-Jacke und getoppt von der Regenjacke eingekuschelt verharrten wir zuerst noch im Auto, was vom starken Wind schon auf dem Parkplatz richtig umhergeschaukelt wurde. Gegen halb eins Uhr MORGENS wagten wir uns dann aus dem Wagen und standen etwa eine Stunde später vor dem einzigen beleuchteten Objekt in der Gegend - dem Refugio auf 4.810 m. Ein letzter Klogang und ein zweites kleines Frühstück mit der einzigen anderen Bergsteigergruppe des Tages aus Österreich (!) bevor es weiterging. Einer der Österreicher blieb gleich im Refugio, da er schon jetzt die Höhe merkte. Ich war zwar auch mit etwas Kopfschmerzen aufgewacht, aber das dumpfe Gefühl schob ich in den hintersten Winkel meines Bewusstseins ;) Der andere Österreicher folgte uns mit seinem Guide, obwohl er sich mit einem beinahe gebrochenem Bein gen Gipfel mühte.
Die Seilschaft bei Nacht
Eine weitere Dreiviertelstunde später gelangten wir dann an den Gletscher! Hier mussten die Steigeisen und Gamaschen angelegt und wir angeseilt werden. Und mit dem Eispickel als Wanderstock setzte sich die Seilschaft wieder in Bewegung, immer dem Gipfel entgegen. Während der Österreicher uns bald überholt hatte, kam er auch bald wieder zurück. Der Fuß wollte ihn einfach nicht bis zum Gipfel tragen, ist ja auch nicht ganz unverständlich ;) Wir dagegen setzten unsere Wanderung fort. Man musste eigentlich immer "nur" weiterlaufen. Das Ganze aber auf keinem Pfad, sondern einfach den verschneiten Hang hoch! Das merkt man dann schon gut in den Wadeln, während meine Höhenkopfschmerzen verschwanden :D Dazu kam, dass meine Stirnlampe - möglicherweise aus Protest gegen die Kälte - ausfiel, da war der Guide sehr begeistert. Und mich traf nun das Los, als Letzte der Gruppe im Dunkeln hinterher zu stolpern. Aber schon auf dem Weg konnte man die Lichter von Latcunga und Quito sehen - atemberaubend :)!
Gegen halb fünf Uhr machten wir dann auf meinen Wunsch eine Schoki-Pause und als Strafe fraß der Cotopaxi meinen Handschuh :P Also ab jetzt ohne Licht und die rechte Hand nur in einen Fleecehandschuh verpackt weitermachen! Aber gegenüber dem Wunsch den Gipfel zu erreichen, sind das ja nur Nebesächlichkeiten ;)
Nicht viel später, dann so gegen fünf Uhr, die schlechte Nachricht: vor uns lag eine Eisplatte mit frischem, lockeren Schnee bedeckt - absolute Lawinengefahr! Der Cotopaxi mochte an diesem Tag wohl nicht bestiegen werden! Auf 5.322 Höhenmetern setzten wir zum Abstieg an. Auf dem Rückweg gönnten wir uns nochmal ein paar kleine Pausen - wenn man schon mal so weit oben ist ;)! - und sogar meine Stirnlampe funktionierte wieder - sehr nützlich, wenn es eh hell wird :D - aber dennoch ging das wesentlich schneller. Schon um kurz vor sieben saßen wir im Wagen und kehrten dem Cotopaxi den Rücken zu.
Wieder zurück im Hostal bekamen wir als Entschädigung dafür sogar noch ein Frühstück, obwohl wir ja eigentlich schon am Vortag ausgecheckt hatten :D Und auch der verlorene Handschuh wurde uns nicht angerechnet...10% Verlust eben :D Wir chillen gerade noch den restlichen Tag im Hinterhof/-garten des Hostals bis wir uns am Abend zum zweiten Stopp unseres Kurzurlaubs aufmachen werden.
Auch wenn wir nicht oben am Gipfel waren, die Cotopaxi-Wanderung war ein echtes Erlebnis! Wir haben es zumindest versucht ;D
 
Besteigung und danach Chillen im Hostal :D

1 Kommentar:

  1. Hurra, sie lebt noch!
    Griasde Laura!

    Ewig nix mehr gelesen von meiner Lieblings-Bloggerin. ;o)
    Hab vermutet, Dein Schleppi hätte den Dienst quittiert.

    Endlich geht's im Blog auch weiter hinaus in die Natur.
    Wollte schon mal fragen, wie es aussieht mit den Nationalparks. Cajas wäre ja eh "um die Ecke"?

    Hast Du schon exotische Viechs gesehen?
    So Real-Life-Kondor?
    Nasenbären? (ok, nicht sooo exotisch. Bei mir in der Arbeit laufen genug Nasenbären rum) :o)

    Mach nur schön Höhenluft-Training, dann bist Du für die Festzüge daheim bestens vorbereitet.
    Liest sich ja wieder alles sehr spannend. Schreib nur schön weiter...

    Die Weißwein-Muttermilch im anderen Bericht ist ja auch etwas "schräg".
    Manchmal treibt Multi-Kulti seltsame Blüten.
    Und unsere Apotheken haben auch etwas Nachholbedarf.

    Ich wünsch Dir weiterhin alles erdenklich Gute. Bleib Gesund!
    Viele herzliche Grüße,

    Sigi

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